Wie entspannend sind Computer-Spiele?

Computerspiele und digitale Medien zur Entspannung nutzen – geht das wirklich? Ja. Wenn man die richtige Balance findet.

frau spielt ein computerspiel
© UNIQA | Melina Kutelas

Entspannung suchen wir alle auf unsere ganz persönliche Art. Die einen treiben Sport, die anderen meditieren, andere wieder versuchen, den Kopf bei Computerspielen oder in den sozialen Medien frei zu bekommen. „Der Mensch trachtet immer nach Ausgeglichenheit zwischen Aktivität und Passivität. Wie man die passive Phase dann nutzt, hängt von vielen individuellen Faktoren ab – am Computer zu entspannen ist per se weder gut noch schlecht“, meint Markus Janschütz, Klinischer- und Gesundheitspsychologe in Salzburg. Letztendlich ginge es um die richtige Balance und auch immer darum, dass die jeweilige Beschäftigung glücklich macht. 

Ego-Shooter versus Online-Sudoku 

Ein Computer-Game kann durchaus beim Abschalten helfen – oder sogar gehirnaktivierend wirken. „Hat man eher einen unaufgeregten Bürojob, erhält man durch Action-Spiele eine Portion Thrill. Möglicherweise nutzt man die Online-Spiele ja auch zur sozialen Interaktion und misst sich mit anderen“, so der Psychologe. Dies wiederum würde das Belohnungssystem und die zugehörigen Hormone im Körper aktivieren, was Befriedigung und letztendlich Entspannung verschafft. 

Wer umgekehrt beruflich sehr gefordert ist, kann sich etwa bei Suchspielen oder in digitalen Labyrinthen gut erholen, bei denen man in Ruhe nach Lösungen suchen kann. „Viel besser als völlig passives Fernsehen“, meint Janschütz. 

Ausgewogenheit schaffen 

Letztendlich geht es beim Konsum sowohl von digitalen Medien als auch Computerspielen um das richtige Maß. „Selbstkontrolle und Reflexion über die Zeitspannen, die man pro Tag vor dem Bildschirm verbringt, sind entscheidend. Entweder man erkennt selbst, ab wann es zu viel wird und andere Tätigkeiten darunter leiden, oder man erhält ohnehin Feedback von den Menschen, mit denen man im Haushalt lebt“, so der Experte.

Hilfreich könnten etwa festgelegte Zeiten sein, zu denen man sich Entspannungs-Minuten an Computer oder Handy gönnt. 

„Kritisch wird es erst dann, wenn man darüber hinaus nichts mehr mit seiner Zeit anzufangen weiß, wie es oft bei Jugendlichen der Fall ist. Oder auch, wenn die Gedanken nur noch um die nächste Gaming-Runde oder den Online-Avatar kreisen und man sich im Alltag nicht mehr konzentrieren kann – dann sollte man sich möglicherweise Hilfe holen.“ 

Ein typisches Bild für kritisches Verhalten sei etwa das sogenannte FOMO – Fear Of Missing Out. Das betrifft jene Menschen, die vor Angst, etwas zu versäumen, minütlich die sozialen Medien nach neuen Postings checken. Solange man in einem gewissen Rahmen bleibt und Computer-Games und Co als Hobby bertrachtet, sei das Online-Chillen genauso legitim wie jede andere passive Beschäftigung.  

Zur Person:
Dr. Markus Janschütz ist Klinischer- und Gesundheitspsychologe in Salzburg. Er unterstützt und begleitet Jugendliche und Erwachsene vor Ort (aufsuchende Psychologie). Und im Austausch innerhalb des Gesamtsystems (Familie - Schule/Arbeit - Freizeit). 

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