Zeit für Rituale

Was haben eine Gute-Nacht-Geschichte, das Mittwochs-Yoga und das Ausräuchern der Wohnung am Jahresende gemeinsam? Alle drei sind Rituale.

Frau mit Spritzkerze

Per Definition sind Rituale festgelegte Sitten und Gebräuche, die nach einem bestimmten Muster ablaufen und das (Zusammen)Leben vereinfachen. Das Wort Ritual stammt vom Wort „Ritus“ ab und gibt damit einen Hinweis auf seinen Ursprung. Denn Rituale hatten früher oft einen religiösen Hintergrund. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass Rituale so alt sind wie die Menschheit. Schon in prähistorischen Zeiten wurden Versuche unternommen, unerklärliche Naturphänomene mittels Riten beherrschbar zu machen. Etwa indem eine Gottheit für den dringend benötigten Regen oder eine reiche Jagd beschworen wurde, oder einem Verstorbenen Kultgegenstände ins Grab mitgegeben wurden, um ihm das Jenseits zu verschönern.

Das Geheimnis des Erfolgs von Ritualen

Bis heute besitzen Rituale im Alltagsleben für viele Menschen Bedeutung, meist jedoch weniger im religiösen Sinn, sondern eher als Gewohnheiten. In der Psychologie hält der Begriff seit den 1980er Jahren Einzug. Konkret in der Karriereforschung, die herausfinden möchte, worin das Geheimnis erfolgreicher Menschen besteht. Auch wenn es keine allgemein gültige Formel gibt, haben die Wissenschaftler:innen festgestellt, dass erfolgreiche Menschen einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Eines ihrer Erfolgsrezepte sind Rituale, die sie nützen, um ihr tägliches Arbeitspensum zu bewältigen und produktiv zu bleiben. So beginnt der Morgen mit einer Joggingrunde oder der Tag wird abends beim „Journalling“ nochmals reflektiert.

Rituale besitzen zahlreiche Vorteile:

  • Sie strukturieren die Zeit und machen sie dadurch greifbarer. Der jährliche Sommerurlaub und die Weihnachtsferien teilen das Jahr in zwei Hälften. Oder der Saunabesuch am Freitagabend leitet das Wochenende ein.
  • Sie schenken Sicherheit. Im Vertrauten fühlt man sich wohl.
  • Sie sparen Energie. Wer einen Tagesrhythmus mit gleichbleibendem Ablauf hat, kann per Autopilot durch den Alltag segeln und muss nicht jede Situation vom Gehirn neu berechnen und bewerten lassen. Ein Modus, der dem Prinzip der Natur sehr entgegenkommt, das auf möglichst schonenden Umgang mit unseren Energie-Reserven ausgelegt ist.
  • Sie unterstützen bei Übergängen. Etwa beim Wechsel vom Privatleben ins Büro, wenn der morgendliche Coffee-to-go ins Spiel kommt. Oder die Gute-Nacht-Geschichte bei Kindern, die ihnen anzeigt, dass es nun Zeit ist, zu schlafen.
  • Sie helfen, Krisen zu bewältigen. Die Begräbnisrituale beim Tod eines lieben Menschen oder der Jour fixe mit Freund:innen in einer Phase beruflicher Neuorientierung.
  • Sie bieten Abstand vom Alltag. Etwa der Brunch im Freundeskreis am Wochenende oder der wöchentliche Spieleabend.
  • Sie machen unliebsame Dinge einfacher. Bei Dingen, die man gerne tut, ist man viel eher motiviert. Bei anderen wie z.B. der Buchhaltung oder Ablage kann Motivation durch Routine ersetzt werden.

Rituale für den Morgen:

  • Entspannte Viertelstunde: Bewusst früher aufstehen, um nicht bereits am Morgen in Stress zu geraten.
  • Stärkender Start: Statt dem Blick aufs Handy und die meist schlechten Nachrichten aus aller Welt, besser in Gedanken einen positiven Vorsatz für den Tag fassen.
  • Bewegung: Entweder ein kurzer Spaziergang, ein paar Minuten Stretching oder Yoga
  • Musik statt Nachrichten hören.
  • Das Bett machen: Besonders wichtig, wenn man im Homeoffice arbeitet, denn so signalisiert man sich selbst, dass nun der Arbeitstag begonnen hat.
  • Bürokleidung anziehen: Ebenfalls ein absolutes Muss fürs Homeoffice, um den Arbeits- vom Freizeitmodus zu trennen.

Rituale für den Abend:

  • Einen Schlussstrich ziehen: Alle elektronischen Geräte bewusst aus dem Schlafzimmer hinaustragen und ausschalten.
  • Nachtkleidung anziehen – also beispielsweise nicht in Trainings-Outfit schlafen.
  • Dankbarkeitstagebuch: In Gedanken, auf einem Zettel oder in einem schönen Notizbuch fünf Dinge notieren, für die man dem vergangenen Tag dankbar ist.
  • Schlummertrunk: Mit einer Tasse Tee oder Kakao innere Wärme genießen.
  • Meditation: Mit einer Meditation die Seele vom Alltagsballast reinigen.
  • Abgrenzen: Schwierige Themen oder Fragen bewusst auf den nächsten Tag verschieben.

Rituale zum Jahreswechsel:

Raunacht-Buch

Die Raunächte zwischen 25. Dezember und 6. Jänner gelten als eine Zeit, in der die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits offen ist und werden daher gerne für Rituale verwendet. Einer Lesart nach steht jede der zwölf Nächte für einen Monat des kommenden Jahres, und was man in dieser Nacht träumt, soll Wirklichkeit werden. Es hilft also, ein Traumtagebuch zu führen und die nächtlichen Visionen Tag für Tag aufzuschreiben. 

Ausräuchern

Ein uralter Brauch, um Räume zu reinigen bzw. „böse Geister“ zu vertreiben. Idealer Zeitpunkt dafür sind ebenfalls die Raunächte. Zu diesem Zweck räuchert man in einem speziellen Gefäß Weihrauch, getrocknete Kräuter wie z.B. Wacholder oder Salbei und geht damit entlang der Wände in der Wohnung. Beginnend im Osten, Richtung Norden bis zurück zum Ausgangspunkt.

Wachsgießen

Früher wurde Blei genommen, heute das umweltschonende Wachs. Kleine Wachsfiguren werden über einer Flamme geschmolzen und das flüssige Wachs in eine Schüssel mit kaltem Wasser gegossen. Die neue Figur, die dabei entsteht, soll Hinweise auf die Ereignisse des kommenden Jahres geben. 

Das Glück festhalten

Zu Silvester soll man kein Geflügel essen, sondern lieber Schwein oder Rind, weil sonst das Glück davonfliegen könnte. Ähnlich ist es mit den Glücksfischen aus Biskottenteig. Diese werden vom Schwanz aus geknabbert, damit das Glück auch nicht davonschwimmen kann. 

Lady in red

Aus Italien stammt das Ritual, als Frau in der Silvesternacht rote Unterwäsche zu tragen. Das soll im neuen Jahr besonders viel Glück für Liebe und Beziehungen bringen.

Rituale geben also Sicherheit, strukturieren die Zeit und unterstützen uns bei Übergängen – perfekt, wenn ein neues Jahr vor der Tür steht!

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