Raus aus der Angstspirale: Belastung durch existenzielle Sorgen - was kann helfen?

In Zeiten von Teuerung und hoher Inflation sind viele Menschen psychisch belastet. Sie werden von existenziellen Sorgen und Zukunftsängsten geplagt.

Frau sitzt auf einem blauen Stuhl und blickt an die Decke
© AdobeStock | shintartanya

Nicht alle zugrunde liegenden Probleme lassen sich einfach oder rasch lösen – sich den eigenen Ängsten zu stellen und Unterstützung zu holen, ist aber ein erster, wichtiger Schritt. Wer sich den Gefühlen nicht länger völlig hilflos ausgeliefert fühlt, wird auch auf anderen Ebenen wieder handlungsfähig. 

„Angst ist ein Gefühl, das sich evolutionär als seelisches Alarmsignal bewährt hat, um uns in bedrohlichen Situationen zu warnen und zu aktivieren“, erklärt Peter Gumpinger, Coach und Psychotherapeut in Ausbildung. „Das Problem ist jedoch: Wenn die Reaktion auf einen auslösenden Reiz nicht mehr verhältnismäßig ist, beziehungsweise nach Abklingen der Gefahrensituation bestehen bleibt und im schlimmsten Fall das Leben bestimmt.“

Seelische Angst - körperliche Symptome

Angstzustände spielen sich oft nicht nur im Kopf ab, sondern zeigen sich häufig auch mit physischen Symptomen wie:

  • Schlafstörungen
  • Enge in der Brust
  • Schwindelgefühl
  • Herzrasen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • kaltem Schweiß
  • und vielem anderen mehr.


Wenn medizinisch abgeklärt ist, dass organisch alles in Ordnung ist, können es also Ängste sein, die sich im Körper bemerkbar machen. Eine Erkenntnis, die manchmal schon hilft, die Situation – zumindest auf dieser Ebene – zu entschärfen. „Hat man die Symptome schon mehrfach erlebt, ist es gut, sich die Auslöser bewusst zu machen, sowie sich zu erinnern, dass man ähnliche Ereignisse bereits durchgestanden hat. Das allein kann schon helfen, besser damit umzugehen“, bestätigt Gumpinger.

Immunsystem stärken

Weil Körper und Psyche eine Einheit bilden, ist es logisch, dass das, was der Seele guttut, auch dem Körper nützt und umgekehrt. Angst verursacht Stress und dieser schwächt das Immunsystem. Wird das Immunsystem gestärkt – z.B. durch ausgewogene Nahrung und regelmäßige Bewegung in frischer Luft – ist es in einer Stresssituation weniger vulnerabel. Eine weitere Kraftquelle in schwierigen Lebensphasen ist ausreichender Schlaf. Freilich können gerade Ängste und Sorgen zu Schlafräubern werden.

Selbstwirksamkeit als Schlüssel

Eine Person handelt selbstwirksam, wenn sie davon überzeugt ist, auch schwierige Situationen und Hausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können.

Apropos Kraftquellen: Sie liefern nicht nur Energie, um aus einer Angstspirale auszusteigen, sondern sorgen für positive Gefühle, die der Angst entgegenwirken. Gumpinger: „In Zeiten der Angst haben wir wenig Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten, da wir eine belastende Situation nicht kontrollieren können. Bleibt man im Tun, auch wenn es ‚nur‘ eine sportliche Aktivität ist, kann diese Erfahrung der Selbstwirksamkeit auf die Angstsituation übertragen werden. Bei Aktivitäten, die man kennt, hat man außerdem Erfolgserlebnisse und auch diese tragen dazu bei, dass das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wieder wächst.“ 

Was also ist es, das einem guttut? Was bringt Entspannung? Vielleicht die Yogastunde, der Waldspaziergang, Saunabesuch oder Theaterabend? Kurzum alles, bei dem man sich „spürt“ und fest in der Gegenwart verwurzelt bleibt, anstatt in Angstzustände abzudriften.

Tipp zum Hören

Wie leben wir selbstwirksam? Der Neurobiologe Dr. Bernd Hufnagl erklärt in dieser Folge von gemeinsam besser leben - der Podcast von UNIQA wie entscheidend Relativierung und Akzeptanz der eigenen Situation für unsere mentale Gesundheit sind und gibt Tipps für mehr Selbstwirksamkeit im Alltag.


Profi statt Partner:in

Ein altes Sprichwort sagt: Das heilende Wort kann man sich nicht selbst sagen. Tatsächlich wirkt das Gespräch mit Partner:in oder Freund:in oft Wunder, wenn man Schwierigkeiten hat und entmutigt ist. Bei krankhaften Angstzuständen, die unangemessen intensiv und häufig sind, lange anhalten, das Alltagsleben einschränken und handlungsunfähig machen, empfiehlt sich jedoch, professionelle Hilfe zu holen – bei Psychiater:in, Psychotherapeut:in oder Psycholog:in. 

Warum diese Art der Unterstützung bei Angsterkrankungen wichtig ist, bringt Coach Gumpinger so auf den Punkt: „In einer Psychotherapie kann ich meiner Angst in einem geschützten Raum begegnen. Gut begleitet lerne ich selbst, sie zu verstehen und anzunehmen und meine Ressourcen zu erkennen. So werden Veränderung und persönliches Wachstum möglich."

Gut zu wissen

Mit der ambulanten UNIQA Privatarzt-Versicherung sind die Kosten für ärztlich verordnete psychotherapeutische Heilbehandlung bis zum tariflichen Höchstsatz gedeckt.

Checkliste: Klarheit gibt Sicherheit

Um sich wieder handlungsfähiger zu fühlen, hilft es, sich Klarheit über die eigenen Ängste zu verschaffen. Diese Checkliste kann dabei helfen.

Worin genau besteht die Angst? (Beispiele)

  • Jobverlust
  • Wohnungsverlust
  • sozialer Abstieg


Welche Möglichkeiten existieren, um finanzielle Sorgen zu erleichtern? (Beispiele)

  • Zusatzeinkommen
  • Finanzielle Beratung
  • Psychologische Beratung
  • Unterstützung von Familie/Freund:innen
  • Stattliche/karitative Hilfsangebote


Welche Kraftquellen stehen zu Verfügung, um sich in der momentanen Situation besser zu fühlen? (Beispiele)

  • Sport
  • Entspannungsmethoden
  • Kultur
  • Geselligkeit


Wie können Immunsystem und Gesundheit gestärkt werden? (Beispiele)

  • Abwechslungsreiche Ernährung
  • Regelmäßige Bewegung
  • Ausreichend Schlaf und Entspannung

Die UNIQA VitalCoaches entwickeln gemeinsam mit Ihnen ein individuelles Trainingsprogramm und geben wertvolle Tipps zu Ernährung, Bewegung und mentaler Fitness. 

Kostenlose bzw. kostengünstige Beratungsmöglichkeiten

Zahlreiche Therapeut:innen bieten einkommensschwachen Menschen Sozialtarife an, wobei die Therapiestunden wesentlich günstiger ausfallen. 


Peter Gumpinger
© Entoni Kupe 


Zur Person: 

Peter Gumpinger BA ist Kommunikationsmanager, Coach und Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision (personenzentrierte Psychotherapie). 


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