Froh zu sein bedarf es wenig: Was macht uns glücklich?

Glück ist das ultimative Ziel. Es macht uns gesünder und verlängert sogar unser Leben – das wiederum ist noch keine Glücksgarantie. Was also ist Glück überhaupt?

Glück - was ist das?

Die Engländer haben es leichter: Sie unterscheiden zwischen „luck“ (also etwa Glück im Spiel, ein Lottogewinn, ein glücklicher Zufall) und „happiness“, dem subjektiven Glücksempfinden, das uns ein paar Zentimeter über dem Boden schweben lässt. Die deutsche Sprache fasst beides in nur einen Begriff, ein wesentlicher Unterschied besteht dennoch: Während Ersteres einfach passiert (oder eben nicht), kann das persönliche Glücklichsein aktiv beeinflusst werden. Erzwingen kann man es allerdings nicht.

Richtiges Glück entsteht, wenn das Leben rundläuft. Anders gesagt: Es ist die Konsequenz, wenn in den meisten Lebensbereichen gute Bedingungen herrschen. Auch Hochgefühle spielen hier eine Rolle, die Euphorie in herausragenden Momenten, wie etwa bei der Geburt des eigenen Kindes. Solche Ereignisse kennt jeder, sie allein sind aber nur ein Anfang.

Denn Glück, so weiß der Vitalpsychologe Mag. Dr. Bardia Monshi, ist ein Zusammenspiel der emotionalen und der kognitiven Ebene:

  1. Überwiegen im Alltag positive Gefühle? (= emotionale Ebene)
  2. Habe ich vorwiegend optimistische Gedanken? (= kognitive Ebene)

Glücklich sind wir dann, wenn beide Ebenen ineinandergreifen: Es geht also darum, wie meine Grundstimmung ist und wie ich darüber denke.

Was brauchen wir, um glücklich zu sein?

Aus der Glücksforschung ist bekannt: Glücklichsein geht – sofern die wichtigsten Grundbedürfnisse erst einmal gedeckt sind – weit über den materiellen Wohlstand hinaus. Was braucht es also, um glücklich zu werden?

  • Soziale Beziehungen
    Wir sind vor allem soziale Wesen. Gelingende Beziehungen zu unseren Mitmenschen sind laut Forschungen der wichtigste Glücksfaktor. 
  • Sinn 
    Egal, ob beruflich oder privat: Sinn ist ein Schlüssel zum Glück. Ist die Tätigkeit, der wir nachgehen, sinnvoll/sinnstiftend? Tragen wir damit zur Entwicklung der Gesellschaft bei? Können wir darin aufgehen?
  • Selbstwirksamkeit
    Erlebt man sich selbst als Akteur:in oder als Spielball? Sich selbst als wirksam zu begreifen, schafft die Basis für Zufriedenheit. 
  • Ziele und Wachstum
    Diese Faktoren sind geeignet, um Menschen glücklich zu machen, denn sie befriedigen die psychischen Grundbedürfnisse nach Zugehörigkeit, Autonomie und Kompetenz am besten.

Bewusstes Wahrnehmen: Wie wir merken, ob wir glücklich sind

Monshi: „Es ist eine Lebensaufgabe, eine Art Perlenkette zu schaffen, indem wir Glücksmomente sammeln. Wir sollten versuchen, viele schöne Erlebnisse, in denen wir glücklich sind, wie Perlen aneinanderzureihen. Je mehr wir solche Momente bewusst erleben, desto zuversichtlicher sind wir langfristig, auch in Zukunft derartige Glücksmomente zu erleben.“

Dem Glück auf die Sprünge helfen: Was kann ich selbst tun?

  1. Glück im Körper lokalisieren lernen 
    Monshi: „Es hilft, Gefühle bewusst im Körper zu spüren. Dazu dienen uns die sogenannten somatischen Marker: Ich spüre bei Stress etwa einen Kloß im Hals. Solche Merkmale gibt es auch für positive Gefühle, wie die berühmten Schmetterlinge im Bauch oder ein Gefühl der Leichtigkeit.“ Der erste Schritt ist also: Diese positiven Empfindungen stärker wahrzunehmen.

  2. Gefühle interpretieren
    Zu den körperlichen Hinweisen kommen noch gedankliche Konstruktionen: Wie interpretiere ich meine negativen Gefühle? Kann ich sie weniger ernst nehmen? 
    Monshi: „Unsere Gefühle geben nicht immer die Realität wieder, denn wir haben evolutionsbedingt einen Negativitätsbias: Früher war es für unser Überleben wichtig, Gefahren und Negatives deutlicher wahrzunehmen. Heute brauchen wir das aber nicht mehr und können lernen, uns auf das Positive zu konzentrieren.“

  3. Ein Dankbarkeitstagebuch führen
    Um unseren Geist für Glück zu sensibilisieren, hilft es, sich Positives zu notieren: Wofür bin ich dankbar? Und: Was habe ich selbst dazu beigetragen? Zwei-, dreimal pro Woche genügt schon, um einen Effekt zu erzielen.

  4. Die Dunkelheit als Teil des Glücks erkennen
    Monshi: „Das tiefe Glück speist sich auch aus der Gewissheit, dass wir Herausforderungen und schwierige Zeiten meistern können, dass wir die innere Stabilität und Kompetenz haben, Glück zu finden, auch wenn schwierige Bedingungen herrschen. Der Kontrast zum Negativen kann auch das Schöne hervorheben.“

  5. Die Sache mit der Erwartungshaltung
    Eine alte Weisheit sagt: Dem Glück hinterherzujagen, treibt es von uns weg. „Man erschwert es dem Glück generell, wenn man Druck aufbaut, dass etwas ganz besonders werden muss“, sagt Monshi.

  6. Loslassen und einladen
    Monshi: „Es braucht eine gewisse Kompetenz: Ich kann Dinge machen, die dem Glück helfen, kann Voraussetzungen und Bedingungen schaffen, aber ich kann es nicht erzwingen. Es geht auch darum, sich einzulassen, loszulassen – und das Glücksgefühl einzuladen: Manchmal werden Einladungen angenommen, manchmal eben nicht. Und das ist auch ganz okay so. Diese Unsicherheit macht die glücklichen Momente erst ganz besonders.

  7. Glücks-Hausübungen machen
    Fragen, die ich mir stellen kann, um dem Glück auf die Spur zu kommen:
    • Wie fühlt es sich an, wenn ich glücklich bin?
    • Wo in meinem Körper kann ich positive Empfindungen spüren?
    • Wie sind meine Einstellungen? Bin ich optimistisch und dankbar?
    • Kenne ich meine Ziele und sind sie realistisch?
    • Wie erlebe ich meine sozialen Beziehungen?
    • Was ist das kleinste glückliche Erlebnis, das ich mir heute schenken kann?
    • Wie verbringe ich meine Zeit? Setze ich meine Prioritäten richtig?
    • Bin ich in den verschiedenen Lebensbereichen meinem Ideal nahe?
    • Habe ich die Dinge, die ich mir vom Leben wünsche, bisher auch bekommen?

Über den Experten:

Mag. Dr. Bardia Monshi ist Gründer und Geschäftsführer des Instituts für Vitalpsychologie und Eigentümer der APP eleMental und Autor „Positiv Denken allein hilft auch nicht“. Er ist seit 1999 als Psychologe, Coach, Trainer und Speaker tätig. 

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