Lebe deinen Traum!

Vom Träumen zum Realisieren zu kommen, ist für Jugendliche eine gute und wichtige Übung für den Start ins Erwachsenenleben. Psychologin Caroline Culen gibt Tipps, wie man sie dabei unterstützen kann.

Träume, sagt man, seien die Nahrung der Seele. Umso essenzieller sind sie für Jugendliche, deren Körper und Persönlichkeit ja noch im Wachstum begriffen sind und umso mehr „Nahrung“ brauchen. „Träume zu haben ist wichtig, weil sie Hoffnung auf etwas vermitteln, weil sie deutlich machen, was mir selbst wichtig ist. Sie weisen in eine Zukunft, die erstrebenswert ist“, sagt Psychologin Caroline Culen, die sich seit vielen Jahren als Geschäftsführerin der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit für Heranwachsende engagiert.

„Es müssen nicht alle Träume realisiert werden – Träume sind Phantasiegebilde. Manchmal ist ein schöner Traum schon für sich selbst wertvoll und macht das Leben lebenswerter. Wenn alle Träume umgesetzt werden können, sind sie vielleicht auch zu wenig fantastisch und keine wirklichen Träume.“ Aber die Expertin weiß auch: „Wenn nur geträumt wird und sich nichts davon im Leben realisiert, kann es sein, dass am Ende Enttäuschung übrigbleibt. Die individuelle Balance zu finden, ist die Aufgabe.“

Was tut mir gut?

Vom Traum zur Realisierung ist es manchmal ein kleiner Schritt, denn: Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Viel schwieriger ist es oft, herauszufinden, was man im Leben denn überhaupt möchte, worin der eigene Traum besteht. Culen: „Als Psychologin rate ich immer zur Selbstbeobachtung: Meine Gefühle, meine Gedanken, meine Körperreaktionen leiten mich. Tagtäglich zeigt sich in vielen Situationen etwa, ob ich lieber von vielen Menschen umgeben bin oder Zeit allein brauche, auf welche Musik ich positiv reagiere, bei welchen Aktivitäten ich kaum je Müdigkeit verspüre und wann ich schon in Gedanken an etwas Desinteresse oder Ablehnung verspüre. Doch leider sind die eigenen Neigungen und Talente oft überlagert von Erwartungen und Wünschen anderer Menschen. Der Wunsch, diesen Erwartungen zu entsprechen, ist oft auch eine wichtige Triebfeder bei Entscheidungen im Leben.“

Mein Traum oder deiner?

Ebenso wie Eltern ihren Kindern im Weg stehen können bei der Erfüllung der Lebenswünsche, können sie umgekehrt natürlich auch hilfreiche Unterstützer sein. „Für Eltern gilt, gut zwischen den eigenen Erfahrungen, Vorstellungen und Wünschen und denen des Kindes zu unterscheiden. Das fällt oft sehr schwer. Denn Eltern sind gewohnt, die Verantwortung von Anfang an zu übernehmen, das Überleben des Kindes zu sichern, indem die wichtigsten Grundbedürfnisse nach Nahrung, Wärme und Sicherheit befriedigt werden. Dabei verschwimmen immer wieder die Grenzen zwischen sich selbst und dem eigenen Kind“, erklärt Culen und weiter: „Werden die Kinder älter ist es wertvoll, dass ihre Eltern sie als eigenständige Personen wahrnehmen und beobachten, nachfragen, und Vorschläge machen, statt im Vorhinein zu wissen, was gut für sie wäre. So können sie den spannenden und wichtigen Weg der Identitätsentwicklung als verlässliche und erfahrene Vertrauenspersonen begleiten.“

Probier’s einfach aus! 

Neben Glück, Optimismus und Durchhaltevermögen ist auch der Mut, Neues auszuprobieren, ein wichtiges Hilfsmittel auf dem Weg der Wunscherfüllung. Denn nur wer bereit ist, bekanntes Terrain zu verlassen, hat auch die Chance, Neues kennen zu lernen. „Hilfreich ist zu erfahren, dass ich und meine Fähigkeiten etwas bewirken. Dann entwickelt sich das bestärkende Gefühl der Selbstwirksamkeit. Dazu muss man sich in vielen Situationen erproben können, den Erfahrungsraum erhalten und nicht schon im Voraus bewertet werden. Dabei darf, ja muss manchmal auch etwas schiefgehen, wie bei einem Kind, das gehen lernt“, sagt die Psychologin. Die Prozesse sind ähnlich, trotzdem läuft es bei jedem Kind bisschen anders ab. Und selbst, wenn es das Kind wiederholt auf den Po setzt, gibt es nicht auf. „Wenn Eltern oder Mitmenschen sich dabei möglichst wenig einmischen, kann das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entstehen und damit stellt sich die Überzeugung ein, dass noch mehr Fähigkeiten in einem selbst schlummern“, ist Culen überzeugt.

Zur Person

Mag.a Dr.in Caroline Culen hat als Kinder- und Jugendpsychologin langjährige Erfahrung mit Kindern und im Kinderschutz. Sie ist ausgebildete Klinische- und Gesundheitspsychologin, Geschäftsführerin der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit und selbst Mutter von vier Kindern.

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