Ein wertschätzendes Miteinander fördert unser psychisches Wohlbefinden und stärkt unsere Beziehungen. Besonders gern drücken wir unsere Wertschätzung füreinander rund um Weihnachten mit liebevoll verpackten Geschenken aus. Wie gut Schenken uns und unseren Beziehungen tut, verrät die Psychologin Viktoria Lanthier.
13. Dezember 2023 · Alexandra Wimmer · 3 Min. Lesezeit
Adobe Stock
Präsente an unsere Beziehungen
Mit anderen zu teilen war in der Vorzeit Voraussetzung, um einer sozialen Gruppe das Überleben zu erleichtern oder überhaupt zu ermöglichen. Mit Geschenken wurde soziale Benachteiligung ausgeglichen, sie stellten den Fortbestand der Gemeinschaft sicher. Auch wenn sich die Rahmenbedingungen inzwischen geändert haben: Der Wunsch zu teilen und zu schenken, ist uns bis heute geblieben. Dass Schenken auch gelingt, hänge stark davon ab, ob wir anderen wirklich zuhören, uns gut in sie hineinfühlen können, betont Psychologin Lanthier. „Wenn wir eine Freude bereiten wollen, lohnt es sich, im Vorfeld Gedanken und Energie zu investieren. Nicht nur das, was wir überreichen, sondern auch das, was an Gedanken und Aufmerksamkeit vorab eingeflossen ist, ist Bestandteil des Geschenks.“ Welchen Wunsch hat mein Kind ausgedrückt? Was hat meine Partnerin letztens erwähnt, das ihr das Leben leichter machen würde? Das, was gefällt, ist individuell. Man darf gerne pragmatisch sein, wie eine US-amerikanische Studie von Stanford University und Harvard University bestätigt. Beschenkte empfinden es als wertschätzend, wenn wir uns nach ihren Wünschen richten und sehen es als Beweis, dass da jemand aufmerksam war. „Letztlich hat erfolgreiches Schenken viel mit Empathie zu tun“, unterstreicht Lanthier. Durch den Akt des Schenkens entsteht ein Verbundenheitsgefühl. Das liebevoll verpackte Präsent festigt Bindungen und hilft, dauerhafte Beziehungen aufzubauen.
Das Ritual des Schenkens berührt Beschenkte und Schenkende gleichermaßen. Wer kennt nicht das angenehme Kribbeln, wenn man ein wirklich tolles Geschenk für einen lieben Menschen gefunden hat? Die Vorfreude auf den Moment, in dem man das Präsent endlich überreichen kann? „I can´t wait to see those faces“, singt Chris Rea in seinem Weihnachtshit „Driving home for christmas“. Diese Freude an der Freude anderer lässt sich neurowissenschaftlich erklären: Beim Geben werden im Gehirn Areale aktiviert, die mit positiver sozialer Interaktion verbunden sind. „Wenn wir andere beschenken wird das Genuss- und Belohnungszentrum in unserem Gehirn ähnlich aktiviert, als würden wir selbst ein Geschenk bekommen“, verweist die Psychologin auf Studienergebnisse. Für dieses Hochgefühl gibt es einen Fachbegriff: Das Helper’s High beschreibt das euphorische Gefühl, wenn man anderen Menschen Gutes tut. Beim Schenken werden Endorphine freigesetzt. Oxytocin, Serotonin und Dopamin boosten unsere Laune und vermindern den Effekt des Stresshormons Kortisol. Darauf deuten eine Reihe von Forschungsergebnissen.
Kostbar und einzigartig: „Zeitgeschenke“
Die Freude ist übrigens nicht automatisch größer, wenn das Geschenk besonders teuer war, wie eine weitere Untersuchung der Stanford University zeigt. Überhaupt: Materielles ist längst nicht die einzige Möglichkeit, um Liebe und Wertschätzung auszudrücken. Viele lehnen das Schenken „auf Knopfdruck“ ab und immer mehr Menschen legen Wert auf nachhaltige Geschenke. Aufmerksamkeit und Zeit, die man den Lieben widmet, sind in unserer „Konsumgesellschaft“ sehr wertvoll. „Das Schenken von gemeinsamen Aktivitäten ist etwas Besonderes“, unterstreicht die Psychologin. „Geld und Zeit haben unterschiedliche Wertigkeiten in unserem Leben. Wir verdienen Geld, wir geben Geld wieder aus. Die Zeit, die ich gebe, kommt hingegen nie wieder.“
Geben steckt an
Auch wenn das ritualisierte Schenken an Weihnachten oder zu Geburtstagen beliebt und verbreitet ist – Überraschungen zwischendurch „wirken“ sogar noch besser, die Freude ist umso größer: „Aus Untersuchungen weiß man, dass unser Belohnungszentrum im Gehirn besonders dann aktiviert wird, wenn wir überraschend beschenkt werden“, erklärt Lanthier. Diese Überraschungsgeschenke haben einen weiteren positiven Effekt: Die Hilfsbereitschaft unverhofft Beschenkter ist besonders groß und steigt um das Vierfache im Vergleich zu Nicht-Beschenkten. „Wem gegeben wird, der gibt auch gerne“, bestätigt die Psychologin. „Durch das Schenken können wir eine Art Kettenreaktion auslösen.“
Sprache der Liebe
Für den amerikanischen Paartherapeuten Gary Chapman zählen Geschenke sogar zu den „Fünf Sprachen der Liebe“. „Sie können dazu dienen, das, was man vielleicht mit Worten nicht gut ausdrücken kann, zu verdeutlichen. Zum Beispiel die Liebe oder die Dankbarkeit, die man für jemanden empfindet“, informiert Lanthier. „Schenken als eine Sprache der Liebe gibt uns die Möglichkeit, den eigenen Empathiemuskel zu trainieren und wird mit dem Helper´s High ordentlich belohnt.“ So positiv Geschenke wirken, man sollte sich mit der Wahl des (perfekten) Geschenks nicht stressen. Besser man bleibt entspannt in dem Wissen: Es ist der (gute) Gedanke, der zählt.
Am Ball bleiben ist das Um und Auf. Mit Ihrer Einwilligung erhalten Sie Informationen zu Produkten, Services und Aktionen rund um Gesundheit, Familie, Freizeit und Auto.