Smarte Thermostate: von Pinguinen und Kamelen

Die Temperatur in Ihrem Badezimmer hat pünktlich zu Ihrem morgendlichen Erscheinen exakt 23,5 Grad Celsius zu betragen? Jeder Grad darüber oder darunter und das ganze Zimmer kann verbarrikadiert und wahlweise Pinguinen oder Kamelen übergeben werden? Dann sind smarte Thermostate vielleicht genau das Richtige für Sie.

Junge Frau lehnt sich an Heizkörper und schaut auf ihr Handy
© Adobe Stock | mimagephotos

Smarte Thermostate können Sie per App auf Ihrem Smartphone steuern können. Das erlaubt Ihnen, die Temperatur bis ins Detail anzupassen und zu automatisieren.

Ihr Schlafzimmer soll warm starten, doch pünktlich zum Schlafengehen abkühlen? Das Wohnzimmer derweil zu Ihrer Rückkehr von der Arbeit wohlige 22 Grad warm sein? Gleichzeitig wünscht sich Ihr frostresistenter Mitbewohner einige Grad weniger im eigenen Zimmer? Diese Art von Individualisierung ist der Anspruch hinter smarten Thermostaten.

Gut zu wissen

Das erste smarte Thermostat wurde je nach Definition von der amerikanischen Firma Nest im Jahr 2011 oder vom kanadischen Unternehmen ecobee im Jahr 2007 auf den Markt gebracht.

Smarte Thermostate: Was ist neu?

Wie herkömmliche Thermostate arbeiten auch die smarten Versionen mit Sensoren, die kontinuierlich die Raumtemperatur messen und einen Sollwert ansteuern. Auch ein reines Heizen nach Timer ist erstmal nichts Revolutionäres, denn programmierbare Thermostate sind zum Beispiel in Büros bereits einigermaßen etabliert.

Ist das einzig “smarte” an den smarten Thermostaten also die Steuerung per App? Nicht ganz:
Was ist neu an smarten Thermostaten?

  • Lernfähigkeit: Das Thermostat “merkt” sich Ihr Heizverhalten und passt sich automatisch daran an. Sie müssen bald also keinen Finger mehr krümmen - es sei denn, Sie haben Lust auf Raumtemperatur-Experimente.
  • Steuerung per Sprachassistent: Mithilfe von Alexa, Siri und Co. können Sie die Heizung aufdrehen, selbst wenn Regler UND Smartphone gerade nicht in Griffweite liegen. Ein weiteres Hindernis für den Abend auf der Couch ist überwunden!
  • … das geht sogar so weit, dass einige Geräte als Lautsprecher fungieren und Musik oder ähnliches abspielen können.
  • Geofencing: Das Gerät erkennt vollautomatisch, wann Sie sich der Wohnung nähern bzw. sie betreten haben und startet das designierte Heizprogramm. Ähnlich wie beim Selbstlernen brauchen Sie hier also nicht mal das Smartphone zu bedienen.
  • Tür- und Fensterkontakte: An den entsprechenden Stellen angebracht, prüfen diese, ob Sie gerade am Lüften sind. Das smarte Thermostat reguliert dann automatisch die Heiztemperatur, um Energie zu sparen. Für vergessliche Menschen wie den Autor dieses Artikels kann das einen ziemlichen Unterschied in der Heizrechnung machen!
  • Frostschutz: Manche Geräte besitzen ein Frostschutzprogramm, mit welchem sie sich vor Verkalkung bei niedrigen Temperaturen schützen.

Smart heizen, smart sparen?

Gerade falls Sie unregelmäßige Tagesabläufe haben, kann sich ein smartes Thermostat im Vergleich zu herkömmlichen programmierbaren lohnen. Doch wie sehr “lohnt” es sich genau?
Die Hersteller werben mit rund 30 Prozent Sparpotential, doch in der Realität hängt das von einer Reihe von Faktoren ab. Falls Sie bereits vorher sehr effizient geheizt haben, wird Ihre Ersparnis zum Beispiel niedriger ausfallen. Auch wenn Sie allgemein recht “intensiv” heizen, gibt es weniger Raum für Effizienzgewinne.

Dennoch: Eine unabhängige Studie der Beratungsfirma Cadmus Group kam zu dem Ergebnis, dass smarte Thermostate zu einer durchschnittlichen Energieersparnis von 12,5% beim Heizen führen - gegenüber 5% bei programmierbaren Thermostaten. Hauptquellen für die Ersparnis war das Reduzieren “menschlicher Fehler” beim Heizen.

Gut zu wissen

Die Kostenersparnis ist nicht immer vorprogrammiert. Eine Analyse des Technikmagazins c’t kam zu dem Schluss, dass manche Geräte nicht gut erkennen, wann sich der Benutzer im Haus befindet und wann nicht. Schauen Sie sich vor dem Kauf also am besten Erfahrungsberichte an!

Immer der gleiche (Cyber-)Ärger


Höhere Effizienz, mehr Komfort, kein Sich-schlecht-fühlen mehr, weil man vergessen hat, die Heizung vor dem Lüften runterzudrehen. Klingt nach einem guten Deal. Wo könnten die Hindernisse liegen?

Erstmal müssen Sie sich ein smartes Thermostat leisten können. Die Hürde dabei liegt gar nicht so hoch, denn Einsteigerprodukte gibt es bereits ab 20 Euro. Nach oben hin nimmt das Angebot ab 150 Euro deutlich ab. Nicht jedes Modell hat aber alle Funktionalitäten. Grundsätzlich gilt, no na net, dass teurere Modelle mehr neue Eigenschaften besitzen.

Doch dann ist da noch die Sache mit der Cybersicherheit. Ein smartes Thermostat ist mit dem Internet verbunden, andernfalls wären Sachen wie App-Steuerung und Geofencing nicht in der gleichen Form möglich. Für Angreifer könnte Ihre Heizung also ein Einfallstor in Ihr privates WiFi darstellen.

Falls Sie sehr sensibel sind, was die Digitalisierung in Ihren eigenen vier Wänden angeht oder bereits sehr sorgfältig mit Ihrem programmierbarem Thermostat umgehen, ist eine smarte Variante also womöglich nichts für Sie. Andernfalls könnten Sie mit smarten Thermostaten schon bald Ihr Badezimmer von Pinguinen und Kamelen zurückerobern.

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