Zum Hauptinhalt

Mehr als Angriff und Verteidigung

Auf den ersten Blick haben Kampfsportarten wenig mit Gesundheit zu tun. Schaut man jedoch genau hin, findet man zahlreiche gesundheitsfördernde Aspekte.

frau mit blauen boxhandschuhen
(c) UNIQA | Melina Kutelas

Erich Ivinger ist vermutlich einer der Besten, um die Frage, was Kampfsport mit Gesundheit zu tun hat, zu beantworten. Hat er doch selbst jahrzehntelang als Judoka internationale Erfolge gefeiert, war etwa dreimal Europameister in der Klasse Ü30, und verhilft heute als UNIQA VitalCoach Menschen zu mehr Gesundheit und Fitness.

Während Judo in Österreich meist nur als Kampfsport gilt, gehört es zu den beliebtesten Sportarten weltweit, und unter den Judokas finden sich prominente Namen wie etwa Model Laetitia Casta oder Schauspieler Guy Ritchie. Dass nicht alle von ihnen Judo nur zu Verteidigungszwecken trainieren, versteht sich von selbst. Denn: „Kampfsport ist ein umfassendes Ganzkörpertraining. Es trainiert die Rumpfstabilität, was neuerdings gern auch als Core-Training bezeichnet wird. Außerdem steigert es Kraft und Ausdauer und schult Koordination und Beweglichkeit.", erklärt Erich Ivinger.

So alt wie die Menschheit

Zweikämpfe sind so alt wie die Menschheit. Im Laufe der Geschichte ging es nicht nur darum, gegeneinander zu kämpfen, sondern sich auch aneinander zu messen. Pankration, eine Form des Freefights, und Ringen waren schon bei den antiken Olympischen Spielen Kernsportarten.

Erich Ivinger: „Kampfsport wird weltweit in den verschiedensten Formen betrieben. Das Messen von Kraft, Ausdauer, Technik, Geschicklichkeit oder Schlitzohrigkeit – das heißt Technik-Taktik, um den Gegner auszutricksen – und das Ganze nach einem festgelegten Regelwerk, liegt den Menschen im Blut. Das kann man schon im Kindesalter sehen, wenn die Kleinen miteinander rangeln.“

Falltechnik als Sturzprophylaxe

Auch wenn bei einem Kampfsport der Wettkampfgedanke nicht (mehr) im Vordergrund steht, ist er trotzdem sehr gut für die körperliche Ertüchtigung und damit die Gesundheit. Denn er benötigt und fördert Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Gewandtheit, Gleichgewichtssinn, Reaktionsfähigkeit oder etwa auch die räumliche Orientierungsfähigkeit. Schließlich muss man sich bei einem Wurf auf die Matte über alle Achsen drehen können.

Der Judoka fügt hinzu: „Zusätzlich besitzen alle Kampfsportarten, bei denen es Wurftechniken gibt, wie Judo, Jiu-Jitsu oder Ringen, einen guten prophylaktischen Effekt. Was man bei ihnen als Erstes lernt, sind Falltechniken. Konkret heißt das, sich so abzurollen, dass man sich nicht verletzt, wenn man vom Gegner geworfen wird. Eine Fähigkeit, die besonders für einen Menschen im höheren Lebensalter sehr hilfreich sein kann. Aber natürlich hilft es jedem, wenn er im Winter auf einer eisigen Stelle ausgleitet. Instinktiv kann er dann eine Falltechnik anwenden, um sich nicht zu verletzen.“

Schrittweise Steigerung

Neben den Bewegungsaspekten sind beim Kampfsport auch die sozialen Faktoren gut für die Gesundheit. „Der Mensch ist ein soziales Wesen, er braucht soziale Kontakte, um sich wohlzufühlen und gesund zu sein. Bei einer Kampfsportart, bei der man stets mit einem Gegenüber trainiert, ist man automatisch in eine Gruppe eingebunden. Kampfsportarten könnte man quasi als soziale Sportarten bezeichnen.", so Erich Ivinger.

Damit ihre positiven Effekte zum Tragen kommen, gilt es auch hier, ein paar Dinge zu beachten. Erich Ivinger: „Wichtig sind – so wie bei allen anderen Sportarten – Regelmäßigkeit, Kontinuität und langsames Einsteigen. Ein Training sollte langsam angefangen und grundsolide aufgebaut werden. Eine schrittweise Steigerung in Umfang und Intensität ist optimal. Das Erlernen der richtigen Technik, gutes Aufwärmen zu Beginn des Trainings und die Belastung auf das individuelle Leistungsniveau anpassen, sind wichtig. Manche Menschen meinen, ein Training sei erst effektiv, wenn sie danach völlig fertig und ausgepowert sind. Das stimmt einfach nicht. Ein Training ist dann gut, wenn es einen Menschen fordert, aber nicht überfordert.“ 

Zur Person:
Erich Ivinger war jahrzehntelang im internationalen Kampfsport tätig und Judoka auf Weltcup Niveau (Medaillen und Platzierungen bei Weltcups, Bronze Militär-WM, Österreichischer Meister in allen Altersklassen: Jugend, Junioren, Allgemeine Klasse, Masters, Mannschaft-Bundesliga, 3-facher Europameister Ü30).

Heute ist er UNIQA VitalCoach, sportwissenschaftlicher Berater und Selbstverteidigungstrainer für Frauen in Seekirchen am Wallersee. Er coacht Menschen aller Altersstufen und Projekte und lässt dabei Elemente aus seiner Kampfsporterfahrung einfließen.