Tag der Frauen 

Am 8. März ist Weltfrauentag. Seit genau 100 Jahren ist dieses Datum dem Anliegen der Frauen gewidmet. Vieles hat sich seither in puncto Gleichberechtigung getan, viel bleibt immer noch zu tun.

5 Frauen strecken ihren Arm hoch und haben eine Faust
(c) Adobe Stock | New Africa

Als Frau im Jahr 1900 in Österreich zu leben und in einer Fabrik zu arbeiten, bedeutete bis zu 15 Stunden Arbeit täglich, häufig sogar an 7 Tage die Woche. Frauen arbeiteten für einen miserablen Lohn ohne soziale Absicherungen wie Kranken- oder Arbeitslosenversicherung und ohne politische Mitsprachemöglichkeit in Form von Wahlrecht. Dieses wurde für Frauen in Österreich erst 1918 eingeführt. Um solche Missstände ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, wurde der Weltfrauentag etabliert, der seit 1921 am 8. März stattfindet. 

Von national zu international

Die Ersten waren die US-Amerikanerinnen. 1908 gründeten die Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas ein Nationales Frauenkomitee, das einen „besonderen nationalen Kampftag“ – wie es Wikipedia formuliert – initiierte, um für bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten zu protestieren. Ihnen schlossen sich bürgerliche Frauenrechtlerinnen an, die sich den Kampf für das Stimmrecht beanspruchten hatten. Als Datum wählten die Frauen den 28. Februar 1909. Die Demonstrationen waren so erfolgreich, dass sie im drauffolgenden Jahr wiederholt wurden und der Protestfunke auf Europa übersprang. 

Frauen demonstrieren für Frauenwahlrecht 

Hier war es die deutsche Sozialistin Clara Zetkin, die sich auf der Zweiten internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen im Sommer 1910 dafür aussprach, auch in Europa einen jährlichen Frauentag einzuführen. Der erste internationale Frauentag fand dann ein knappes Jahr später am 19. März 1911 in Österreich-Ungarn, Deutschland, Dänemark und in der Schweiz statt.

In Wien marschierten etwa 20.000 Frauen über die Ringstraße zum Rathaus, gleichzeitig versammelten sich die Frauen an vielen weiteren Orten der Monarchie. Auch für sie war die wichtigste Forderung – neben praktischen Fragen wie Mutterschutz, Sozialversicherung und Arbeitnehmerinnenschutz – die Einführung des Frauenwahlrechts.

Große Bedeutung in der Ersten Republik

Die Spaltung der Arbeiterbewegung in Kommunismus und Sozialdemokratie spiegelte sich auch bei der Frauenbewegung wider. Während auf der Zweiten Kommunistischen Frauenkonferenz in Moskau 1921 der Beschluss gefasst wurde, den 8. März als Internationalen Frauentag festzulegen, überließen die Sozialdemokratinnen das Datum ihren jeweiligen Mitgliedsparteien.

In Österreich der Ersten Republik wurde der Frauentag – als Kundgebung für die noch unerfüllten Forderungen der Frauen proklamiert – seit 1924 meist in der letzten Märzwoche gefeiert.

„Der erste Sozialistische Frauentag der Ersten Republik wurde im gesamten Bundesgebiet sorgfältig vorbereitet. In Wien fanden bereits im Vorfeld 46 mobilisierende Veranstaltungen statt, in der eigentlichen ‚Frauenwoche‘ schließlich 21 Veranstaltungen, einige mit 3.000 bis zu 6.000 Besucherinnen. Öffentlichkeitswirksam holten in etlichen Bezirken Musikkapellen des Republikanischen Schutzbundes die Arbeiterinnen bei Arbeitsschluss vor den Fabriken ab und geleiteten die Demonstrationszüge in die feierlich geschmückten Versammlungssäle. Auf Spruchtafeln, mit rotem Krepppapier und roten Rosen geschmückt, wurden die zentralen politischen Forderungen mitgetragen, die am Ende jeder Veranstaltung als Resolution verabschiedet wurden: ‚Nie wieder Krieg‘, 8-Stunden-Arbeitstag, Schwangeren- und Wöchnerinnenschutz, Kinderversicherung und die Streichung der §§ 144 bis 148, die das Abtreibungsverbot enthielten.“, beschreibt die Historikerin Gabriella Hauch in „Frauentag! Geschichte und Karriere einer Tradition“ die große Bedeutung, welche der Frauentag in der Ersten Republik besaß.

Zweite Welle der Frauenbewegung

Die Geschichte der Frauenbewegung und damit die des Frauentages zeigt ein beständiges Auf und Ab. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die Kundgebungen verboten und der Frauentag de facto abgeschafft. Erst 1946 konnte wieder ein Frauentag in Österreich stattfinden.

Während in den 1950er Jahren die gesellschaftliche Strömung in Richtung „Heim und Herd“ lief, sah es ab Ende der 1960er Jahre ganz anders aus. Soziologen sprechen von einer zweiten Welle der Frauenbewegung, deren wichtigste Forderungen waren:

  • stärkere politische Repräsentanz
  • ökonomische Unabhängigkeit vom Mann
  • Beseitigung sexueller Repression
  • Straffreiheit bei Schwangerschaftsabbruch


Damit gewann auch der jährliche Frauentag wieder an Bedeutung und 1977 wurde der 8. März von der Generalversammlung der UN verbindlich als Internationaler Frauentag festgelegt, in Österreich wurde das Datum 1979 – als Johanna Dohnal Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen war – institutionalisiert.

Die Pandemie als Brennglas der Ungleichheit

Und was ist der Frauentag heute? Nur ein Datum, ein Anlass, zu dem Frauen einander Blumen schenken oder doch ein Tag, um öffentlich darauf hinzuweisen, dass die Arbeits-, Lebens- und gesellschaftlichen Verhältnisse für Frauen noch immer enormes Verbesserungspotential besitzen?

Vieles, wofür Frauen seit den ersten Frauentagen auf die Straßen gegangen sind, konnte erreicht werden. Doch wie fragil Errungenschaften der Gleichberechtigung sind, zeigt die Corona-Pandemie. Denn Krisen verstärken alle existierenden Ungleichheiten. Frauen und Mädchen zählen in allen Gesellschaften zu benachteiligten Gruppen und sind aus diesem Grund von der Pandemie und ihren Folgen besonders hart betroffen. Dies führt zu unmittelbaren gesundheitlichen, wie auch zu längerfristigen ökonomischen Folgen. Zudem sind Krisenzeiten für Frauen besonders gefährlich, da sie schlechter vor häuslicher und sexualisierter Gewalt geschützt sind.

Dazu sind es vor allem Frauen, die in systemrelevanten, oft schlecht bezahlten Berufen im Krankenhaus, auf der Intensivstation, im Pflegeheim oder an der Supermarktkassa für die Grundversorgung der Gesellschaft – speziell während der Lockdowns – sorgen. Auch sind meist sie es, die zusätzlich die Verantwortung für Homeschooling oder zu pflegende Angehörige tragen müssen.

Um solche Missstände ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, ist der Frauentag am 8. März wichtiger denn je.

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