Money Mindset: Warum es so wichtig ist, auch über Geld zu reden

Ganze Generationen sind mit dem Satz aufgewachsen: „Über Geld spricht man nicht.“ - „Irrtum“, sagt die Finanz-Expertin Mag.a Birgit Bruckner. Über Finanzielles zu sprechen, hilft nämlich nicht nur, überkommene Glaubenssätze aufzubrechen, sondern schützt auch davor, in Krisenzeiten in Panik zu verfallen. Kurz: Ohne ein stimmiges Money Mindset geht es heutzutage nicht mehr.

Ein Finanzplan wird erstellt
© UNIQA | Melina Kutelas

Was sich hinter dem Schlagwort Money Mindset verbirgt, ist einfach zu erklären, aber manchmal gar nicht so leicht in den Griff zu bekommen. Es ist die individuelle Einstellung zu Geld, die sich schon in Kindheit und Jugend ins Unterbewusste eingräbt und von dort aus später viele Alltagshandlungen steuert.

Um dieses eigene Mindset ins Bewusstsein zu holen, muss man sich einige Fragen stellen: Wie aktiv denke und handle ich im Umgang mit Geld? Inwieweit sehe ich mich dafür in der Verantwortung? Wie bewusst bin ich mir dessen, was ich mit Geld mache und wo haben sich unbewusste Routinen im Alltag eingeschlichen, die ich gar nicht mehr hinterfrage?

Erfahrungen austauschen, Vorurteile aufbrechen

Der Umgang mit Geld ist Erfahrungslernen, und schon allein deshalb ist es so wichtig, über Geld zu reden. Sich mit Freunden über die eigenen Erfahrungen mit Geld auszutauschen und immer wieder einmal zu überprüfen, ob man seinen Weg beibehalten oder korrigieren will. Denn es verändern sich zwischen Taschengeld und Pension ja nicht nur die Summen, mit denen man es zu tun hat, sondern auch die Herausforderungen.

Die wichtigste und zugleich schwierigste Lektion auf diesem Weg ist, den Wert des Geldes fürs tägliche Leben und die eigenen Bedürfnisse richtig einzuschätzen, sich aber zugleich vom weit verbreiteten Vorurteil zu lösen, dass der Kontostand den Wert eines Menschen bestimmt. Denn das wäre definitiv das falsche Mindset – eines, das Neid im einen, Schuldgefühle im anderen Fall hervorrufen kann. Vieles ist planbar, aber Lebensumstände können jede:n auf die eine oder die andere Seite werfen.

Die kleinen Ausgaben genau beobachten

Natürlich kann aber jede:r für ein eigenes Sicherheitsnetz in Krisenzeiten sorgen und den Umgang mit Geld verbessern. Dabei gilt vor allem eine Regel: Es kommt auf die kleinen Schritte an. Der Reflex des Menschen in einer Situation wie der aktuellen mit hoher Inflation und explodierenden Energiepreisen ist, alles auf einmal gelöst zu bekommen. Aber das klappt nicht.

Im Gegenteil: Diese Illusion der Sofortlösung hindert uns daran, den ersten Schritt zu machen, auf den es aber ankommt. Der wäre in diesem Fall die Selbstbeobachtung, die über das Studium der Kontoauszüge hinausgeht. Was gebe ich jeden Tag wofür aus? Brauche ich das wirklich und entstünde ein Verlusterleben, wenn ich es wegließe? Schon allein diese genaue Ausgabenbeobachtung führt zu ersten Veränderungen. Und der nächste Schritt, sich einen kleinen Sicherheitspuffer für unerwartete Ausgaben zu schaffen, fällt schon leichter. Wichtig dabei ist: Man sollte regelmäßig etwas zur Seite legen und das den Möglichkeiten anpassen, nicht eventuell zu hoch angesetzten Erwartungen.

Lebensziele stimmig und reizvoll definieren

Auch wenn es um die Verwaltung größerer Beträge geht, gilt die Regel der kleinen Schritte. Denn auch bei Anlagen sollte man sich nicht im Bestreben nach der idealen Lösung aufreiben, sondern step by step agieren – dabei wächst die eigene Kompetenz gleich mit. Auch hier hilft Selbstbeobachtung. Menschen, die bei Entscheidungen schnell und spontan aus der Hüfte schießen, sollten lernen, etwas noch einmal zu überschlafen. Und jene, die zu endlosen Prozessen neigen, um zu mehr Sicherheit zu kommen, sollten mit sich die Abmachung treffen, einen Entscheidungspunkt zu setzen. 

Bei den großen Lebenszielen geht es oft darum, sich selbst Anreize zu setzen. Heute für morgen sparen, Altersvorsorge treffen – all das sind Schlagworte, die etwas Wichtiges beschreiben, aber für sich keinen Reiz haben. Da hilft oft schon ein kleiner Trick, indem man ein Ziel ganz konkret benennt. Zum Beispiel: Ich möchte in der Pension mit einem Wohnwagen durch die Welt fahren, und um mir das zu ermöglichen, sorge ich vor.

Kinder schon früh einbeziehen

Wie eingangs erwähnt, prägt sich Money Mindset schon in jungen Jahren ein, und deshalb ist es wichtig, Kinder von Geldangelegenheiten nicht fernzuhalten. Altersadäquat sollte man ihnen ein kleines Finanzpouvoir zur freien Verfügung geben – aber mit entsprechendem zeitlichen Abstand Reflexion erzeugen und mit ihnen über ihre Ausgaben und deren Sinnhaftigkeit sprechen. Denn zu erleben, dass man selbst Erfahrungen machen darf, dass darüber aber auch gesprochen wird, ist die beste Money Mindset-Schule für Kinder.

Zusammengefasst

Der Umgang mit Geld ist Erfahrungslernen, und damit kann man nicht früh genug beginnen. Die wichtigste Lektion lautet dabei: Geld ist notwendig und hat seinen Wert, spiegelt aber nicht den eines Menschen wider. Austausch mit anderen über dieses Thema ist genauso wichtig wie die Erkenntnis, dass die Kompetenz nur Schritt für Schritt wachsen kann und nicht auf einen Streich. Das gilt für kleine Ausgaben wie für größere Anlagen.

Zur Person:

Mag.a Birgit Bruckner studierte zunächst Psychologie und schloss danach Ausbildungen zum Certified International Investment Analyst (CIIA) sowie zur Fachtrainerin und Bildungsmanagerin ab und absolvierte einen Masterlehrgang Coaching, Organisations- und Personalentwicklung. Sie arbeitete als Börsenhändlerin und Junior Asset Managerin bei einer Bank, ehe sie 2011 ihre eigene Firma elementb gründete.

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