Warum Yoga der ideale Männersport ist

Jakob Horvat unterrichtet „Männeryoga“. Wir haben ihn gefragt, was es damit auf sich hat, wie Yoga sein Leben verändert hat und warum er glaubt, dass die Welt mit mehr Yogis eine bessere wäre. 

vater spielt mit sohn schach
(c) Adobe Stock | BullRun

Was würdest du zu einem Mann sagen, der Yoga ablehnt, weil er es für religiöses oder esoterisches Zeug haltet? 

Ich würde sagen: Ich verstehe dich voll und ganz. Mir ist es genau so gegangen. Yoga war für mich Frauensport. Ich dachte mir, da geht’s ums Dehnen und um „Bauch, Beine, Po-Übungen. Das war mir zu soft, zu weiblich. Ich glaube, mich hat auch das Wort „Spiritualität“ abgestoßen. Ich kann mit Religion und absoluten Wahrheiten nichts anfangen.  

Aber? 

Aber ich bin ein großer Freund davon, Dinge auszuprobieren, um meine eigene Wahrheit zu finden. Und beim Thema Achtsamkeit musste ich mir zuerst einmal eingestehen, dass ich eigentlich nichts über das Thema weiß. 

Wie bist du zu Yoga gestoßen?  

Mir ist Yoga wortwörtlich passiert. Ein Freund in Kalifornien hat es mir vorgeschlagen – in einer Zeit, in der es mir persönlich überhaupt nicht gut gegangen ist. Ich war in einer Sinnkrise, in der ich mich selbst nicht mehr gespürt habe. Ich habe viel zu viel gefeiert und war unzufrieden. 

Was bei der Yoga-Einheit passiert ist, hätte ich nicht für möglich gehalten: Ich habe meinen Körper gespürt, wie ich ihn noch nie davor gespürt habe. Als ich da am Schluss in der Endentspannung gelegen bin, war ein unvorstellbares Kribbeln in meinem ganzen Körper. Da war ein unglaubliches Glücksgefühl! Ich habe gestrahlt und habe beim Rausgehen die Yogalehrerin – total verschwitzt – umarmt. Ab diesem Zeitpunkt hatte Yoga meine volle Aufmerksamkeit.  

Wobei hat dir Yoga geholfen? 

Yoga ist eine Praxis, die einen gezwungenermaßen nach innen führt – über die Atmung, die Meditation und Asanas (Körperhaltungen im Yoga, Anm.). Ich bin irgendwann draufgekommen, dass die Asanas nur ein Mittel zum Zweck sind: Man macht das ja nur, um länger ruhig sitzen zu können. Damit beruhigt man den Geist und stärkt seine innere Kraft. Yoga hört nicht auf, wenn ich von der Matte runtergehe – die Praxis fängt da erst richtig.  

Wie sieht Yoga außerhalb der Matte aus? 

Wir neigen im Alltag dazu, Probleme anderen umzuhängen, uns zu ärgern, uns stressen zu lassen oder jemanden zu verurteilen. Das muss nicht sein. Yoga hilft das Leben so anzunehmen, wie es ist. Und ich glaube, dass viele Probleme der Welt mit Yoga lösbar sind.  

Das klingt jetzt ein bisschen übertrieben.  

Nein, ich glaube, die Welt wäre ein anderer Ort, wenn jeder Mensch Yoga machen würde. Wenn du den Frieden in dir selbst findest, trägst du diesen Frieden auch nach außen. 

Wie bist du auf die Idee gekommen, „Männeryoga“ anzubieten? 

Ich habe mir gedacht, „Männeryoga“ ist vielleicht eine Möglichkeit, mehr Männer für das Yoga zu begeistern. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, mag ich gemischte Gruppen lieber. Die Anatomie bei Frauen und Männer ist zwar unterschiedlich, und damit die körperlichen Möglichkeiten, aber das Ziel ist das Gleiche: Das Ego und den Wettbewerb zu überwinden. 

Einige Bestseller-Autoren sehen das anders: Die schimpfen über die lästige Spiritualität.  

Ich sehe sehr körperbetonte „Yoga-Workouts“ aus Amerika kritisch. Als Einstieg passt das sicher, aber ich ermuntere, danach auch „spirituellere“ Kurse zu besuchen. Es geht nämlich beim Yoga nicht darum, wer die krasseste Haltung schafft oder am besten ausschaut. Die wertvollste Yoga-Praxis hat der, der wirklich achtsam, der wirklich hier und jetzt ist. 

Zur Person:
Jakob Horvat (34) arbeitete beim ORF, ehe er auf Yoga stieß. Er schrieb ein Buch über seine lebensverändernde Weltreise („Weltnah“, Kremayr & Scheriau) und ist seitdem als Mentalcouch, Yogalehrer und Podcaster tätig. 

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