Pollenallergie - Das hilft!

"Haaatschi!" - Während die einen den Frühling begrüßen, bringt er die anderen zum Niesen und Weinen: Die Heuschnupfensaison hat begonnen. Wir haben (Überlebens-)Tipps für Allergiker:innen.

Taschentücher, Nasenspray, Histamintabletten und Trockenblüten auf blauen Fließen

Die Allergiesaison beginnt durch den Klimawandel immer zeitiger. In diesem Jahr blühte die Hasel bereits Ende Jänner, und damit fanden die ersten Allergiker:innen schon früh den Weg in die Praxis von HNO-Arzt Dr. Tilman Keck. Aber handelte es sich tatsächlich um Heuschnupfen oder waren vielleicht doch Erkältungsviren im Spiel? „Allergische Symptome treten meist sehr plötzlich auf, wenn man das Haus verlässt oder das Fenster öffnet. Die Nase beginnt zu rinnen oder das Atmen fällt merkbar schwerer, weil irgendetwas, konkret gesagt Blütenpollen, plötzlich die Schleimhäute des Atemtraktes reizt. Ein Infekt dagegen entwickelt sich eher langsam und ist häufig von Fieber begleitet, was bei einer Allergie extrem ungewöhnlich wäre“, erklärt Keck.

Im Abwehrkampf: Wie sich eine Allergie entwickelt
  • Allergien entstehen durch Abwehrreaktionen des Körpers. Generell ist es sinnvoll, wenn gesundheitsschädliche Stoffe vom Körper abgelehnt werden. Allerdings werden im Fall einer Allergie auch unschädliche Stoffe als Bedrohung wahrgenommen.
  • Trifft ein Allergen (d.h. ein Stoff, der eine Abwehrreaktion auslöst) zum ersten Mal auf Haut oder Schleimhaut, wird er vom Körper als feindlich klassifiziert und es werden Abwehrkörper gebildet. Man nennt dies Sensibilisierungsphase, und noch treten keine Beschwerden auf.
  • Kommt es nun zu einem neuen Kontakt mit dem Allergen, tritt die sogenannte Akutphase ein. Der Körper erkennt mittels der Antikörper den vermeintlichen Feind wieder und produziert Botenstoffe (der bekannteste darunter ist das Histamin), die allergische Reaktionen wie Jucken, Niesreiz, Schleimhautschwellung etc. auslösen. 

Allergien nicht unterschätzen

„Eine Allergie beginnt typischerweise in den oberen Atemwegen, Hals, Nase, Rachen und Augen. Man spricht dabei auch von der oberen Atemwegsetage“, sagt Keck. "Im Laufe der Zeit kann es jedoch zu einem Etagenwechsel kommen. Dabei steigt die Allergie hinab in Bronchien und Lunge und verursacht Asthma. Aus dem Fließschnupfen somit Asthma.“  

Die Neigung zu Allergien ist zum Teil genetisch bedingt. Sind die Eltern Allergiker:innen, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kind ebenfalls Allergiker:in wird. „Man sollte eine allergische Entzündung nie unterschätzen, denn man weiß nie, ob sie nicht vielleicht zu Asthma wird. Wenn Eltern trotz Allergien kein Asthma haben, kann es trotzdem sein, dass ihr Kind bereits in jungen Jahren Asthma entwickelt“, warnt der Allergiespezialist.

Zur Vorbeugung und im Notfall

Damit eine Allergie keine weiteren gesundheitlichen Probleme verursacht, sollte sie deshalb frühzeitig behandelt werden. Desensibilisierung ist das Mittel der Wahl, um die allergische Kettenreaktion zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen. Keck: „Durch eine Immuntherapie, bei der der Organismus gezielt mit geringen Dosen des Allergens konfrontiert wird, lernt er, nicht oder weniger aggressiv darauf zu reagieren.“ 

Ist der Heuschnupfen schon ausgebrochen, gibt es aber auch Hilfsmittel für den Akutfall:

  • Orale Antihistaminika, d.h. Tabletten (oder Saft bei Kindern), welche die Wirkung des Histamins blockieren und das Immunsystem entlasten.
  • Abschwellende Sprays für die Nase, z.B. mit Kortison, um die Entzündungsreaktion zu hemmen.
  • Augentropfen gegen Reizung und Bindehautentzündung.
  • Lungensprays, zum Teil auch mit Kortison, um die Bronchien zu erweitern oder die Entzündung zu hemmen.

Gut zu wissen

Was blüht wann? Der Pollenflugkalender der MedUni Wien gibt Aufschluss.

 Allergien auf dem Vormarsch

Durch veränderte klimatische Bedingungen ändert sich auch die Belastung für Pollenallergiker:innen. Lange heiße Sommer verlängern die Blühphasen, denn Pollen fühlen sich bei Wärme besonders wohl. Auch wachsen hierzulande immer mehr eingeschleppte Pflanzen mit aggressiver Pollenbelastung wie z.B. Ragweed, Ambrosia oder Traubenkraut. Sie blühen zum Teil bis in den Oktober hinein, sodass Pollenallergiker:innen im Jahresverlauf kaum noch belastungsfreie Zeit bleibt. 

Weitere Ursachen für eine Zunahme an Allergien sieht Keck in einem gewissen Hygienewahn und Überbehütung: „Kinder werden zu früh vor Geringfügigkeitsbelastungen geschützt. Doch gerade diese würden ihr Immunsystem vor Überreaktion bewahren. Man spricht vom sogenannten Bauernhofeffekt, bei dem sich das Immunsystem mit natürlichen Stoffen auseinandersetzen kann.“

Do's and Don'ts
  • Während der Heuschnupfensaison lautet eine Grundregel „Die Pollen nicht ins tägliche Leben lassen“: Haus und Wohnung nur dann lüften, wenn der Pollenflug gering oder nicht vorhanden ist, etwa nach einem Regenguss oder in der Stadt frühmorgens, am Land eher abends.
  • Pollen von der Körperoberfläche entfernen, z.B. indem man nach einem Spaziergang die Kleidung wechselt.
  • Vor dem Schlafengehen die Haare waschen, weil sich Pollen aus den Haaren auf der Bettwäsche abstreifen und dadurch in die Atemwege gelangen
  • Intensiven Sport im Freien vermeiden, weil beim tiefen Atmen besonders viele Pollen in die Atemwege gelangen.
  • Regelmäßige Nasenspülungen mit einer Nasendusche und Salzlösung entfernen Pollen von der Nasenschleimhaut und lassen besser durchatmen.


Tilman Keck
Tilman Keck © Keck

Zur Person

LARA-Partnerarzt Prim. Prof. Dr. Tilman Keck ist Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde mit Ordination in Wien und in Graz. Er ist spezialisiert auf Allergologie, Tauchmedizin und Schlafmedizin und leitet das Schlaflabor an der Privatklinik Döbling. 

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