Gicht (Arthritis urica)

Bei der Gicht führt zuviel Harnsäure im Blut zu einer entzündlichen Erkrankung der Gelenke. 

Arzt-Patienten-Gespräch, im Vordergrund Stethoskop und Patientenakte

Was geschieht bei einer Gicht?

Bei Gicht kommt es durch zu viel Harnsäure im Blut zu einer entzündlichen Erkrankung der Gelenke. Zeigen die Laborwerte eine zu hohe Harnsäurekonzentration, nehmen Sie entweder über die Nahrung zu viel Purine auf (organische Stoffe – Bestandteile des Erbmaterials, die in einigen Speisen in großen Mengen enthalten sind) und/oder Ihre Niere scheidet zu wenig Harnsäure aus. Durch zu viel Harnsäure bilden sich scharfe, nadelförmige Kristalle, die sich in den Gelenken ansammmeln, so dass sich diese entzünden, anschwellen und schmerzen.

Was Sie über die Behandlung von Gicht wissen sollten

1. Beschwerden: Der erste akute Gichtanfall tritt völlig unerwartet auf, zumeist nachts oder in den frühen Morgenstunden. Typische Symptome sind heftige Gelenkschmerzattacken. Meistens ist das Grundgelenk der großen Zehe betroffen: Es schwillt an und ist oft so prall, dass die Haut glänzend gespannt ist und sehr stark schmerzt. Das betroffene Gelenk kann kaum berührt oder bewegt werden. Auch andere Gelenke können beteiligt sein, wie z.B. Sprung- oder Daumengrundgelenk. In manchen Fällen ist der Allgemeinzustand schlecht, Fieber und Unwohlsein können hinzukommen. Nach einigen Tagen klingen die Symptome meist wieder ab. Bis zu einem neuerlichen Gichtanfall können mitunter Wochen oder sogar Jahre vergehen. Bleiben die Harnsäurespiegel erhöht und die Symptome treten wiederholt auf, spricht man von chronischer Gicht. Sie kann zu dauerhaften Gelenkdeformationen führen und eventuell auch andere Organe schädigen.

2. Diagnose: Ein erhöhter Harnsäurespiegel kann schon viele Jahre ohne Beschwerden bestehen, ehe es zum ersten Gichtanfall kommt. Während oder nach einem akuten Gichtanfall sind oft gar keine stark erhöhten Harnsäurewerte im Blut mehr festzustellen. Es sind lediglich erhöhte Entzündungswerte (CRP) festzustellen und die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) sind ebenfalls häufig erhöht. Für eine sichere Diagnose sind daher oft Harnsäureuntersuchungen nicht aussagekräftig. Aufschlussreicher sind die Entnahme von Gelenkflüssigkeit und die anschließende Untersuchung dieser Flüssigkeit unter dem Mikroskop auf Harnsäurekristalle. Ob es bereits zu dauerhaften Schädigungen von Gelenken gekommen ist, kann durch bildgebende Verfahren (Röntgen-, Ultraschall- und CT-Untersuchung) gut festgestellt werden.

3. Behandlung: Meist wird bei Gicht eine umfassende Ernährungsumstellung empfohlen, auch wenn nicht gesichert ist, ob eine bestimmte Diät gegen die Gichtbeschwerden tatsächlich hilft. Solch eine Diät basiert auf einer purinarmen Ernährung: keine Innereien, wenig rotes Fleisch (z.B. Rind, Schwein oder Gans), kein Alkohol. Fisch ist erlaubt, aber keine (bzw. selten) Makrelen, Sardinen, Heringe, Sardellen oder Meeresfrüchte (z.B. Krustentiere und Muscheln). Eine gesunde, ausgewogene Ernährung kann jedenfalls helfen abzunehmen, wenn Sie übergewichtig sind. Essen Sie viel Obst und Gemüse, möglichst fettarme Speisen, wenig Zucker und Salz. Täglich 2-3 Liter Wasser trinken.

4. Medikamentöse Behandlung: Genügt die Ernährungsumstellung nicht, um den Harnsäurespiegel in den Normalbereich zu bringen, ist zusätzlich eine medikamentöse Therapie erforderlich. Bei einem akuten Gichtanfall kommen Schmerzmittel sowie schmerz- und entzündungshemmende Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz. Manchmal wird auch Kortison (als Tablette oder durch lokale Injektion) eingesetzt. Durch die Akuttherapie können die Schmerzen innerhalb weniger Stunden deutlich verringert werden. Zudem sollten die betroffenen Gelenke ruhiggestellt werden. Auch kalte Umschläge können die Beschwerden lindern. Zur Langzeittherapie können purinsenkende Medikamente eingesetzt werden (sog. Allopurinole). Diese können auch erneuten Gichtanfällen vorbeugen.

5. Prognose: Eine Gichtattacke sollte nach 10 Tagen abgeklungen sein. Manche Betroffene erleiden in ihrem ganzen Leben nur einen Gichtanfall, doch bei den meisten treten mehrere auf. Mit Ernährungsumstellung und wenn nötig medikamentöser Therapie kann die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Anfalls jedoch verringert bzw. das Ausmaß der Beschwerden verringert werden. Da Gicht chronisch werden kann, ist eine Behandlung unbedingt erforderlich. Sonst kann es zu dauerhaften Gelenkverformungen, eingeschränkter Nierenfunktion oder anderen Organschäden kommen.

Das können Sie selbst bei Gicht tun

Bei Übergewicht sollten Sie abnehmen. Generell ist sportliche Betätigungen (spazieren gehen, Rad fahren, schwimmen) empfehlenswert.


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