Smart Cities: Wie Städte dem Klimawandel schlau begegnen

Im Kampf gegen den Klimawandel setzen manche Städte auf Intelligenz: Sie wandeln sich zu sogenannten smart cities, in denen Sensoren, Algorithmen und intelligentes Design zusammenkommen, um Emissionen zu minimieren.

Smart City Darstellung
© Adobe Stock | zapp2photo 

Heutzutage leben 55 Prozent der Weltbevölkerung in Städten – und sorgen für insgesamt 70 Prozent aller globalen CO2-Emissionen. Das bedeutet, dass Städte heute einen massiven Einfluss auf den Klimawandel haben. In den nächsten Jahrzehnten wird sich das nur noch verschärfen: Bis 2050 rechnet die UN mit weiteren 2,5 Milliarden Menschen in den Städten der Welt, was dann einem Bevölkerungsanteil von 68 Prozent entspräche. Dass die Emissionen mitwachsen, überrascht kaum.

Doch die hohe Konzentration von Menschen auf einige wenige Flecken bringt auch Vorteile: Städte lassen sich besonders gut gegen CO2-Ausstoß aufrüsten. Das verlangsamt nicht nur den Klimawandel, sondern kann auch gleichzeitig die Lebensqualität der Stadtbewohner spürbar erhöhen.

Eine intelligente Stadt

Das Schlagwort ist smart cities. In aller Regel sind damit Städte gemeint, die Daten und hochmoderne Technologie nutzen, um die Lebensqualität zu verbessern und öffentliche Dienstleistungen effizienter zu machen. Wie sieht das in der Realität aus? Ein aktuelles Beispiel ist New York. Dort hat die Stadtverwaltung Sensoren platziert, die automatisch den Wasserverbrauch von Haushalten messen und an die Umweltbehörde senden. Das spart der Metropole jährlich drei Millionen Dollar an Prüfkosten ein, informiert die Bürger in Echtzeit über ihre Wassernutzung und erlaubt, Probleme an Rohren zu identifizieren.

Schon gewusst?

Die Stadt New York verwendet Sensoren, die den Wasserverbrauch von Haushalten automatisch messen und an die Umweltbehörde schicken. Die Ersparnis: 3 Milionen Dollar pro Jahr.

Ein ähnliches Konzept wird für den öffentlichen Nahverkehr genutzt, wo Busse mit GPS-Sensoren ausgestattet wurden. Die Busse „sprechen“ mit Verkehrsampeln und bringen sie dazu, schneller grün zu werden oder einen einfahrenden Bus noch vor dem Umschalten durchzulassen. Das hat die Verspätung unter Bussen um 20 Prozent reduziert und den öffentlichen Nahverkehr deutlich attraktiver für New Yorker gemacht.

Von Sensoren zu Behörden

Der Wunsch, eine smart city zu sein, hat sich inzwischen rund um den Globus etabliert. Am meisten investieren moderne Metropolen wie New York, London, Tokio und Singapur in das Konzept, doch in quasi jedem Land der Welt wollen Städte das Label für sich beanspruchen. Dabei variiert die Interpretation dessen, was eine intelligente Stadt ausmacht, deutlich. In vielen Fällen sind es Sensoren, die untereinander kommunizieren – wie im Beispiel mit Bussen und Ampeln – und dabei gleichzeitig wichtige Daten liefern, mit denen Experten arbeiten können. Singapur, zum Beispiel, nutzt Verkehrs- und Fußgängerdaten, um zu analysieren, wo es Bedarf für mehr Busrouten gibt.

Gut zu wissen

Singapur nutzt Verkehrsdaten, um zu erkennen, wo Busrouten ausgebaut werden sollten.


Eine andere Interpretation sind clevere Designs für Infrastruktur, die beispielsweise das Heizsystem der Stadt effizienter machen – vor allem Barcelona gilt als Vorreiter in diesem Feld. Und auch „smart governance“ wird oft als Teil des Dachbegriffs smart cities gesehen. In Estland können Bürger inzwischen 99 Prozent ihrer Behördengänge digital und rund um die Uhr erledigen, was Zeit spart und Kosten reduziert.

Kleine Schritte für das Klima

Was aber haben smart cities und Klimaschutz gemein? Eine große Rolle spielt die höhere Effizienz solcher Städte: Wenn Verkehr intelligent verwaltet wird und Energieverbrauch genau messbar ist, hilft das, Emissionen zu reduzieren. Jede einzelne Maßnahme macht zwar nur ein bisschen aus, doch aufgrund des hohen Anteils von Städten am globalen CO2-Ausstoß sind selbst kleine Schritte bedeutsam.

Gut zu wissen

Smart Cities können erneuerbare Energien effizienter und damit günstiger machen.


Smart cities
könnten sogar dazu beitragen, erneuerbare Energien attraktiver zu machen. Ihre Achillesferse ist nach wie vor, dass sie manchmal zu viel, manchmal aber zu wenig Energie generieren – ganz abhängig von Wind und Sonne am betreffenden Tag. Da die Speicherung überschüssiger Energie noch immer nicht einwandfrei funktioniert, kann man nicht einfach so einen Ausgleich schaffen. Wenn jedoch in einer smart city an besonders hellen oder windigen Tagen Waschmaschinen automatisch gestartet und geparkte Elektroautos automatisch geladen werden könnten, würde die natürliche Schwankung besser genutzt werden. Das macht erneuerbare Energien effizienter und damit günstiger.

Folgen abfedern, leichtgemacht

Besonders wichtig ist die Verbindung aus smart cities und Klimaschutz für Entwicklungsländer. Metropolen in Süd- und Südostasien sind oft am meisten vom Klimawandel betroffen, gerade tiefliegende Megastädte wie Dhaka in Bangladesch. Bei ihnen umfasst das smart in smart city deswegen auch das Abfedern der Folgen des Klimawandels: Zunehmende Überflutungen, immer grenzwertigere Temperaturen und hohe Luftverschmutzung werden beispielsweise mit Flutenmanagement, hitzeregulierendem Stadtdesign und mehr Elektromobilität gekontert.

Wie hoch der Bedarf ist, zeigt eine Analyse der Weltbank: Sie schätzt das Marktpotenzial für Investitionen in die Klimawandel-Infrastruktur asiatischer Städte bis 2030 auf fast 20 Billionen Dollar ein. Während die meisten smart city-Projekte heutzutage also noch in Europa und Nordamerika entstehen, könnte das schon bald anders aussehen. In jedem Fall: Für das Klima sind smart cities eine schlaue Idee.

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