5G: Blitzschnell durchs Internet

Flächendeckendes 5G könnte in wenigen Jahren Realität sein – mit großen Folgen für das “Internet der Dinge”.

Würfel mit 5G Beschriftung und Hand
© Adobe Stock | Fokussiert 

Da sitzen Sie nun also in einem Meeting und schlummern vor sich hin, doch plötzlich aus heiterem Himmel: Eine Nachfrage, ausgerechnet zu Ihrem Themengebiet! „Lassen Sie mich kurz in meinen Unterlagen schauen“, knirschen Sie heraus, wohlwissend, dass Ihre vermeintlichen Unterlagen lediglich mehrfache Ausdrucke des Kantinenmenüs sind. Ihnen bleibt nur eine Wahl: Sie müssen schnell eine Antwort finden. Zum Glück gibt es das Internet.

Doch so schnell und subtil Sie auch unter dem Tisch auf Ihrem Smartphone herumdrücken, der Ladebalken bewegt sich im Schneckentempo. Ihre Mitarbeiter sprechen über etwas anderes, vermutlich das Kantinenmenü, doch lange bleibt Ihnen nicht mehr. Das „4G“-Zeichen auf Ihrem Bildschirm verspricht viel, doch hilft wenig.

Ihr Versuch, Google zu benutzen, wird zu einem Beweis der Einsteinschen Relativitätstheorie: Während für Sie die Zeit kaum langsamer vergehen könnte, ist sie für Ihre Kollegen recht fix vorbei. „Und?“ kommt der Gnadenstoß in Ihre Richtung geschossen. Das war’s.

Solch Alltagsdrama möchten Telekommunikationsfirmen und Politik einen Riegel vorschieben. Sie bringen „5G“ auf den Weg. Schauen wir uns an, was es damit auf sich hat.

5G: Die neue Generation auf Ihrem Smartphone

Bei 5G handelt es sich um einen Mobilfunkstandard, genauer um die fünfte Generation und Nachfolger der LTE-Technik (4G). Bei Mobilfunkstandards geht es darum, wie schnell Daten übertragen werden können – sprich, wie schnell Sie surfen, downloaden und hochladen können.

Womöglich haben Sie den Begriff in den letzten Wochen und Monaten sehr oft gehört. Ein Grund dafür ist, dass sich die Wirtschaft sehr viel davon verspricht. Mit 4G kommen Sie derzeit auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) Übertragungsrate, abhängig von der Infrastruktur vor Ort – mit 5G sind es bis zu 10.000 Mbit/s oder 10 Gigabit pro Sekunde.

Gut zu wissen

In Österreich erreichen Sie derzeit im Schnitt 30 Mbit/s Übertragungsrate. Zwischen Stadt und Land gibt es (noch) große Unterschiede.


Neben der reinen Übertragungsrate spielt auch die Signalverzögerung (Latenz) eine große Rolle. Je niedriger sie ist, umso schneller ist die Reaktionszeit der Verbindung. 5G verspricht eine um Faktor 40 kleinere Latenz als 4G, was bedeutet, dass die Reaktionszeit für Menschen gar nicht mehr wahrnehmbar wäre. 

Der Zukunft den Weg downloaden

Hundertmal schneller durch das Internet rasen zu können, klingt verlockend. Doch die Vorteile gehen weit über schneller geladene GIFs in Ihrer Lieblings-WhatsApp-Gruppe hinaus. Denn 5G ist so schnell, dass es sozusagen „Echtzeitinternet“ ist. Das hat enorme Bedeutung für eine Reihe neuer Industrien.

Das klassische Beispiel sind autonome Fahrzeuge. Damit Ihr Auto autonom durch die Straßen kurven kann, muss es mit dem Internet verbunden sein. Dadurch erfährt es, wo andere, ebenso verbundene, Verkehrsteilnehmer stecken und greift auf Karten- sowie Verkehrsinformationen zurück. 

Gut zu wissen

Im Prinzip kämen selbstfahrende Autos ohne Mobilfunk-Verbindung aus – sie könnten ausschließlich mittels ihrer Sensoren an Bord die Umgebung agieren. Das wäre allerdings weniger sicher und effizient.


Auch Smart-Home-Anwendungen setzen auf schnelles Internet. Damit Ihre smarte Lampe weiß, dass Sie sich dem Haus nähern, muss sie über das Internet mit Ihrem Smartphone verbunden sein. Je besser die Verbindung, umso nahtloser funktioniert Ihr Smart Home.

Schon gewusst?

Das Internet der Dinge (häufiger Internet of Things, IoT) ist der vermutlich größte Profiteur von 5G. IoT ist ein Sammelbegriff für Technologien, die Geräte miteinander vernetzen – beispielsweise Smart Homes oder autonome Fahrzeuge. Je schneller das Internet, umso reibungsloser die IoT-Anwendung. 

Wo 5G überall sehnlichst erwartet wird

Auch wenn Sie sich nichts sehnlicher herbeiwünschen als das Ende des Ladebalkens auf Ihrem Handy: Es gibt Industriezweige, die warten noch gespannter auf 5G, und zwar alle, die große Datenmengen übertragen. Große Bedeutung hat 5G beispielsweise für das autonome Fahren. Einige Anwendungsfälle:

  • Autonomes Fahren.
  • Smart Home.
  • Virtual Reality / Augmented Reality.
  • Robotik.
  • Telemedizin.

5G-Ausbau – das könnte dauern

Erwartet uns also ein Mobile-Daten-Utopia, wo lästige Funklöcher nie wieder Ihren Online-Telefonaten mit Freunden im Weg stehen? Nicht ganz so schnell. So wie Sie bei 4G selten 100 Mbit/s (oder gar theoretisch mögliche 300 Mbit/s) zu Gesicht bekommen, so sollten Sie bei 5G nicht von Anfang an 10 Gbit/s erwarten.

Doch die größte (und erste) Herausforderung bei 5G ist der Ausbau der notwendigen Infrastruktur. Es wird mancherorts noch lange dauern, bis tatsächlich 5G-Funkmasten platziert und die Geschwindigkeiten freigeschaltet sind.

5G arbeitet nämlich mit kürzeren Frequenzen als 4G. Das macht es so schnell, bedeutet aber auch, dass alle paar Hundert Meter ein Funkmast benötigt wird – bei 4G reichen die Frequenzen mehrere Kilometer weit. Telekommunikationsfirmen bauen also mehr, was mehr regulatorische Schwierigkeiten mit sich bringt.

Österreich und 5G: Eine gar nicht so schlechte Beziehung

Dabei schneidet Österreich schon deutlich besser ab als die meisten anderen Länder. Bereits im März wurden die Frequenzen in einer staatlichen Auktion an Mobilfunkfirmen vergeben, die sich jetzt an den Ausbau machen. Marktführer A1 hält ein flächendeckendes 5G-Netz bis 2025 für “sehr realistisch”.

An manchen Orten, beispielsweise in der Seestadt Aspern, gibt es bereits funktionierende 5G-Netze.

Damit bewegt sich 5G allmählich auf Ihr Smartphone zu, wenn auch vorsichtig. Es gibt bereits einige High-End-Geräte, die 5G-fähig sind, nutzen können Sie es trotzdem erst dann, wenn in Ihrer Region die nötige Infrastruktur existiert.

Strahlende Gesichter

Die Frage, ob der chinesische Konzern Huawei beim Ausbau beteiligt sein soll, schafft politische Bauchschmerzen, denn die USA werfen den Chinesen Spionage vor. Manche Menschen befürchten, dass die Funkstrahlen schlecht für die Gesundheit seien – dafür gibt es keinerlei belastbare Studien.

Vergleicht man diese Bedenken mit den bemerkenswerten Chancen von 5G und dem Willen in Politik und Wirtschaft, die Technologie flächendeckend einzuführen, dann dürfte uns schon bald superschnelles Internet erwarten. Wenn Sie dann impromptu etwas nachschlagen wollen, sollte das sehr schnell gehen. 

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