Chronische Krankheiten: Digitalisierung als Schlüsselfaktor

Ob Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atemwege, ob Diabetes, Krebs, psychische oder neurodegenerative Krankheiten: Chronische Erkrankungen (engl. non communicable diseases, NCD) zählen weltweit zu den größten Herausforderungen für das Gesundheitswesen. Welche Rolle Digitalisierung in der Prävention und Behandlung spielen kann.

Seniorenpaar beim Kochen
©Adobe Stock 

 

elgar fleisch porträt

UNIQA Aufsichtsrat
Dr. Elgar Fleisch

©Giulia Marthaler

Enorme Belastung des Gesundheitswesens

Global sind Milliarden von Menschen chronisch krank – Tendenz weiter steigend. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge werden 2060 doppelt so viele Menschen wie heute davon betroffen sein. Bereits 2016 gingen von 55 Millionen Todesfällen weltweit 41 Millionen auf NCD zurück. Beinahe die Hälfte (47 Prozent) davon betrafen Menschen unter 70 Jahren.
Angesichts der Coronakrise warnen Expertinnen und Experten inzwischen vor einer psychosozialen Pandemie mit bislang nicht absehbaren dramatischen Folgen. 

Der hohe Preis chronischer Krankheit

  • „Global führt dies zu einem enormen Kostendruck auf die Gesundheitssysteme oder treibt Menschen ohne Versicherungsschutz ins finanzielle Verderben“, unterstreicht Elgar Fleisch, Professor für Informations- und Technologiemanagement und UNIQA Aufsichtsrat. In westlichen Industriestaaten verursachen NCD inzwischen 80 bis 90 Prozent der Gesundheitskosten. „Das System muss immer mehr Patienten mit immer längerer Krankheitsdauer tragen“, warnt Fleisch in seinem Buch „Die digitale Pille“.

  • „Der Preis für die ständig steigende Lebenserwartung wird für viele Staaten zur Herausforderung, wenn sie die Kosten der mit zunehmendem Alter immer weiter verbreiteten chronischen Krankheiten nicht in den Griff bekommen“, warnt Fleisch. Global betragen die Gesundheitskosten rund zehn Prozent der Wirtschaftsleistung. Zum Beispiel wurden 2016 weltweit 7800 Milliarden US-Dollar für Gesundheit ausgegeben

  • Gesundheitsrisiko individuell senken

  • Die gute Nachricht: Viele Risikofaktoren punkto chronischer Erkrankungen hat der und die einzelne selbst in der Hand. Laut WHO ist die Hälfte des NCD-Risikos eines einzelnen Menschen durch einen entsprechenden Lebensstil beeinflussbar, bei kardiovaskulären Erkrankungen sind es sogar 80 Prozent.
     
    Die vier Faktoren, die das Erkrankungsrisiko senken:

    • Gesunde, salzarme Ernährung
    • Genügend Bewegung
    • Verzicht auf Nikotinkonsum
    • Reduktion des Alkoholkonsums

Das bedeutet: Die Vorbeugung chronischer Krankheiten lässt sich zum Teil mit einfachen Maßnahmen und einer nachhaltigen Verbesserung des Lebensstils bewerkstelligen, ohne dass dies höhere Kosten nach sich zieht.

Kaum Investitionen in Vorsorge

Zusätzlich müsse deutlich mehr Geld in Präventionsmaßnahmen investiert werden. „Unsere westlichen Gesundheitssysteme sind historisch betrachtet darauf ausgelegt, akute und ansteckende Krankheiten zu bekämpfen“, erläutert der Experte. „97 Prozent aller Kosten entfallen auf die Behandlung von Krankheiten, nur drei Prozent auf die Prävention, also die Vorbeugung.“

Als Beispiele nennt er etwa das Health Promotion Board (HPB) in Singapur: „Die staatliche Gesellschaft unterstützt seit inzwischen 20 Jahren Menschen dabei, die eigene Gesundheit in die Hand zu nehmen. In Spanien soll die Etablierung der präventiven Allgemeinmedizin – medizinische Versorgung durch sehr gut ausgebildete Hausärztinnen und -ärzte – die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich erhöhen.“

UNIQA VitalPlan und Post-COVID-Check 

In Sachen Vorsorge können UNIQA Kundinnen und Kunden verschiedene Angebote nutzen. Der UNIQA VitalPlan beinhaltet verschiedene Vorsorge-Instrumente: Umfassende Gesundheitschecks, VitalCoachings mit Schwerpunkt auf Bewegung, Ernährung und mentaler Gesundheit sowie die Lifestyle-DNA-Analyse mit dem Ziel der individuell optimalen Ernährungs- und Bewegungsform. Der VitalCheck umfasst regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, um gesundheitliche Risiken schnell zu erkennen und ihnen gegenzusteuern.

Aktuell unterstützt UNIQA Kundinnen und Kunden österreichweit außerdem mit dem Post-COVID-Check: Wer nach durchgemachter COVID-19-Erkrankung an Folgebeschwerden leidet, kann medizinische Untersuchungen und ärztliche Beratung in Anspruch nehmen.

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Ein wichtiger Vorsorge-Baustein für Unternehmen ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement. Eine Maßnahme ist der UNIQA GesundheitsCheck, bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den jeweiligen Unternehmen getestet und beraten werden. Der Check beinhaltet Untersuchungen von Stoffwechsel, Herz-Kreislauf-System, Körperzusammensetzung und Muskelfunktion. Durch Kooperationen (z.B. mit dem Institut für VitalPsychologie) werden weiters die essenziell wichtigen Bereiche der psychischen und mentalen Gesundheit abgedeckt. Zu den Zielen der Angebote zählt: Die Resilienz zu stärken, Achtsamkeit zu fördern, Unterstützung beim Konflikt- und Stressmanagement. HRV-Messungen sollen frühzeitig stressbedingte Überlastungen zu erkennen und Burn-Out vorbeugen helfen.

Digitale Angebote in der Prävention

Eine wesentliche Rolle in der Prävention und Behandlung chronischer Erkrankungen wird die Digitalisierung spielen. „Qualitätssteigerung im Gesundheitssystem und Digitalisierung gehen Hand in Hand“, unterstreicht Fleisch. Beispiele: „In den USA werden Rezepte standardmäßig digital von Ärzten an Apotheken übermittelt. In Estland, einem Vorreiter in der digitalen Medizinwelt, gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren für alle Bürger eine einheitliche elektronische Patientenakte. Telemedizin, elektronisch dokumentierte Einnahmepläne und digitale Rezepte gehören dort zum medizinischen Alltag.

Vorbeugung und Steigerung der Lebensqualität

Indem sie einen gesunden Lebensstil fördern, helfen digitale Angebote dabei, chronischen Krankheiten vorzubeugen. „Beispielhaft für diesen Hebel stehen digitale Fitnesstracker, die digitale Waage oder die Medikamenteneinnahme-App, die Patienten daran erinnert, ihre Pillen in der richtigen Menge und zur richtigen Zeit zu schlucken“, betont Fleisch.

Auch im Bereich der Steigerung der Lebensqualität könne die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen. „Hier geht es vor allem darum, Autonomie und Würde von Seniorinnen und Senioren möglichst lange zu erhalten.“ Ein Beispiel: Armbänder, die über Sensoren bemerken, wenn eine ältere Person stürzt und automatisch einen Arzt / eine Ärztin oder Pflegedienst verständigt.

Einfache, effiziente Unterstützung für Patientinnen und Patienten

Die Möglichkeit telemedizinischer Konsultationen schafft (zeitliche) Ressourcen – und bietet Menschen mit eingeschränkter Mobilität leichter einen Zugang zu medizinischer Hilfe. Die Kontrollen des Krankheitsverlaufs, die Anpassung der Medikation lassen sich oft einfach und effektiv bewerkstelligen. Gerade bei chronischen Erkrankungen, die oft eine Dauermedikation nach sich ziehen, ist das eine erhebliche Erleichterung, die zudem die Bereitschaft erhöhen dürfte. „Digitale Entscheidungshilfen können dabei unterstützen, optimale Behandlungsentscheidungen zu treffen auf Grundlage der neuesten verfügbaren medizinischen Erkenntnisse und Richtlinien“, betont Elgar Fleisch. Zudem vereinfache die digitale Kommunikation die Abstimmung von verschiedenen Ärzten – gerade in der Behandlung chronischer Erkrankungen ein wichtiger Faktor.

Telemedizinische Services von UNIQA

UNIQA hat schon lange vor Beginn der Coronakrise verschiedene telemedizinische Angebote erarbeitet, um Kundinnen und Kunden rasche medizinische Beratung zu ermöglichen. Derzeit werden im Rahmen des LARA Partnernetzwerks, einem österreichweiten Netzwerk aus Gesundheitsdienstleistern, weitere telemedizinische Services entwickelt – als zukunftsweisende Ergänzung bestehender Gesundheitsangebote.   

buchcover

Elgar Fleisch u.a.: "Die digitale Pille"

Erhältlich online und in fast allen größeren Buchhandlungen.

Dr. Elgar Fleisch ist Professor für Informations- und Technologiemanagement an der ETH Zürich und der Universität St. Gallen. Der gebürtige Österreicher ist Mitinitiator des wissenschaftlichen Center for Digital Health Interventions und Mitgründer mehrerer Start-ups.

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