Zum Hauptinhalt

Neue Technologien bei orthopädischen Gelenksersatz-Operationen 

Die Zahl der Gelenksersatz-Operationen steigt von Jahr zu Jahr.

Neue Technologien bei Gelenksersatz-OPs
©yodiyim - stock.adobe.com

Durch die Änderung der Bevölkerungspyramide einerseits und durch erhöhte Ansprüche der Patienten steigt die Zahl der Gelenksersatz-Operationen von Jahr zu Jahr. Um die Präzision der Implantationen zu erhöhen, wurden zuletzt viele technologische Hilfsmittel entwickelt.

Bis vor einigen Jahren ging es bei Gelenksersatz-Operationen hauptsächlich um Hüftgelenks- und Kniegelenksersatz. Heute werden vermehrt auch Schultergelenks-, Sprunggelenks- und Finger- bzw. Zehengelenksersatz-Operationen durchgeführt. So wurden beispielsweise 2018 weltweit mehr als 1,5 Millionen Knie-Totalendoprothesen eingesetzt.

Steigende Komplikationsraten

Durch die höhere Zahl an Operationen steigt aber auch die Komplikationsrate bzw. die Zahl der unzufriedenen Patienten. Durchforstet man die nationalen Register, so steigt die Revisionsrate nach Gelenksersatz-Operationen in den letzten Jahren überproportional, wobei aber vor allem der Anteil der sogenannten biomechanischen Probleme erheblich zunimmt und nur ein kleiner Teil auf falschen Erwartungen oder Indikationen beruht.

Um diesen Problemen entgegenzuwirken, hat die Industrie im letzten Jahrzehnt eine Vielzahl technologischer Hilfsmittel entwickelt, um die Präzision der Implantationen zu erhöhen. Außerdem wurden innovative Verfahren zur Planung und Nachbehandlung entwickelt.

Einzug der Robotik

Waren es zu Beginn der Jahrtausendwende vor allem die Navigationssysteme, die eine höhere Präzision gewährleisten sollten, haben sich die technologischen Möglichkeiten in den letzten Jahren vervielfältigt. Leider waren diese technologisch anfangs noch nicht weit entwickelt. Es kam Ausreißern, zu überproportionalen Achs- und Rotationsabweichungen, sodass die Reputation dieser Systeme in Frage gestellt wurde. 
Nach der vorübergehenden Begeisterung über die „patient specific instruments (PSI)“ gewinnt in den letzten beiden Jahren die Robotik zunehmend an Bedeutung. Anfangs noch als teures Spielzeug und Randerscheinung belächelt, hält die Robotik in der Hüft- und Knie-Endoprothetik zunehmend Einzug.
Präzise Schnitte und nun auch die Möglichkeit, weichteilbasiert zu operieren, haben die Ergebnisse in den letzten Jahren doch verbessern können. 

Studien belegen verbesserte Ergebnisse

Auch der wissenschaftliche Nachweis besserer Ergebnisse konnte durch verschiedenste Studien erbracht werden. 
Die nur geringfügig längere OP-Zeit steht einer deutlichen Aufwertung der Präzision entgegen. Derzeit sind im europäischen Raum vor allem die Kosten, aber auch die nur zögerliche Akzeptanz durch die Chirurgen als Hemmschuh einer weiteren Verbreitung dieser Systeme zu sehen.

Intraoperative Sensoren als gute Alternative

 Anders sieht es bei den intraoperativen Sensoren aus. Hier ist der Mehrpreis verkraft- und leistbar und sie geben ebenso die Möglichkeit, die Weichteile besser zu balancieren. Derzeit sind diese nur für die Endoprothetik des Kniegelenks vorhanden. In den nächsten Jahren wird es aber Schritt für Schritt möglich sein, alle großen Gelenke damit zu versorgen. Durch Druck- oder Spannungsmessung des Weichteilmantels ist eine bessere Anpassung an die individuelle Situation möglich - auch hier konnte durch Studien bereits bewiesen werden, dass die Ergebnisse nachhaltig verbessert werden. 

Berücksichtigung der individuellen Kinematik

In der Hüft-Endoprothetik konnten durch neue Planungsmethoden ebenfalls deutlich bessere Ergebnisse durch Berücksichtigung der individuellen Kinematik erzielt werden.
Stellvertretend hierfür steht das OPS System, bei dem durch präoperative Röntgen- und CT-Diagnostik die individuelle Kinematik des Hüftgelenkes festgestellt werden kann und durch eine Simulation die bestmögliche Hüftpfannenposition erzielt werden kann. Ausgeprägte Beinlängendifferenzen sowie Probleme mit dem Offset und pelvic tilt  können damit meistens verhindert werden.

"Fast Track" verbessert Reha

Im Rahmen der Nachbehandlung findet vor allem die beschleunigte Rehabilitation, bekannt unter dem Namen „Fast Track“ immer mehr Beachtung. Durch gezielte und individualisierte Übungsprogramme, die auch durch regelmäßige Prüfung der Änderung von Muskelkraft und -koordination überwacht werden, kann das Rehabilitationsintervall deutlich verkürzt werden.  Oft reichen fünf bis sechs Wochen ab dem Operationsdatum aus, um eine völlige und belastbare Wiederherstellung für das tägliche und das Berufsleben zu erreichen. Unser adaptiertes Fast Track Programm wurde durch stete Weiterentwicklung zu einem effizienten Tool, um den Patienten die schnellstmögliche Rückkehr ins normale Leben zu ermöglichen. 

Orthopädie 4.0

Zusammenfassend kann man mit Überzeugung behaupten, dass auch in der orthopädischen Chirurgie, und hier im Speziellen beim Gelenksersatz, die Technologie Einzug gehalten hat. Wir können guten Gewissens auch von Orthopädie 4.0 sprechen, da dadurch nicht nur das individuelle Ergebnis verbessert wird, sondern auch der ökonomische Aspekt ein wesentlicher Anteil in der Verwendung dieser Systeme darstellt. Schnellere Regeneration und kürzere Behandlungszeiten kommen auch der Gemeinschaft zugute.

Es wird immer der Chirurg sein, der die Technologie verwendet und bedient, aber selbstverständlich auch überprüft. Auch die beste Maschine kann Erfahrung und den 6. Sinn eines guten Operateurs nicht ersetzen!
Aber sie kann ihn unterstützen, die Operation noch präziser durchzuführen.

Sie möchten immer gut informiert sein?

Am Ball bleiben ist das Um und Auf. Mit Ihrer Einwilligung erhalten Sie Informationen zu Produkten, Services und Aktionen rund um Gesundheit, Familie, Freizeit und Auto.