Erstes Future Health Forum im Zeichen von Telemedizin
Spannende Vorträge zu wichtigen (Zukunfts-)Themen standen auf dem Programm des ersten Future Health Forums.
Das innovative, von UNIQA unterstützte Fortbildungsprogramm fand Anfang Oktober als Hybrid-Veranstaltung statt: Ein Großteil – rund 50 Ärztinnen und Ärzte – nahm via Livestream am Webinar teil, rund 20 Teilnehmer fanden sich vor Ort im Hotel Triest ein (im Oktober noch erlaubt), wo die Veranstaltung – mit strengstem Covid-19-Sicherheitskonzept – analog über die Bühne ging.
Durch das Programm, für das die teilnehmenden Ärzte DFP-Punkte erhielten, führte der Wiener Kardiologe Andreas Strouhal. Auf dem Podium standen Experten unterschiedlicher Fachbereiche.
Telemedizin: die Frage nach der Haftung
Im ersten Vortrag erörterte Gerhard Aigner, Jurist vom Institut für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien, die Thematik „Digitalisierung, Telemedizin und künstliche Intelligenz in der Medizin“ und informierte über Fragen zur Haftung. Das Institut der Universität Wien ist Teilnehmer an dem neugeschaffenen Ludwig Boltzmann Institut „Digital Health und Patient Safety“. Im Prinzip sei keine Form der Behandlung verboten, so lange das Ziel – das Wohl des Patienten – auch bei der Anwendung telemedizinischer Verfahren gewahrt bleibe, so die Conclusio. Telemedizin könne eine wertvolle Unterstützung darstellen. Die Situationsbeherrschung vor Ort müsse allerdings durch den Arzt gegeben sein. Dass der „Teledoktor“ irgendwann die persönliche Begegnung ganz ersetzen könne, bezweifelt Aigner.
Best practice: Telemonitoring in der Neurologie
Der Parkinsonexperte und Neurologe Dieter Volc blickt bereits auf viele Jahre Telemedizin-Erfahrung zurück und informierte über die vielen Möglichkeiten, die es in der Behandlung von Parkinson-Patienten gibt. Besonders geschätzt werde der „digitale Hausbesuch, weil die Patienten dabei keine Wege in Kauf nehmen müssen“, erklärte der Arzt. „Und mir ist es dadurch möglich, auch kurze Kontrollen zu machen und manche Entscheidungen binnen fünf Minuten – etwa auf Basis von Telemonitoring und Telemetrie – zu treffen.“ Die Patienten erhalten auf diesem Weg rasch ihre Befunde, Zuweisungen oder Rezepte, die datenschutzkonform verschlüsselt an Patienten und Apotheken gesendet werden.
Parkinson-Patienten: offen für Neues
Eine psychologische Eigenschaft von Parkinson-Patienten sei zusätzlich förderlich: das „novelty seeking“, die Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem. „Unsere Parkinson-Patienten haben das Internet viel früher genutzt als andere Patienten“, erklärt Volc. Die verschiedenen telemedizinischen Möglichkeiten würden für Parkinson-Patienten, deren Mobilität eingeschränkt ist, ein „Fenster zur Welt“ öffnen.
Neue und alte Viruserkrankungen
Mit besonderer Spannung wurde der Vortrag von Rosa Bellmann-Weiler von der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin II verfolgt: Sie informierte über alte und neue Viruserkrankungen – von Polio bis COVID-19. Neue Erkenntnisse gebe es weiters punkto Erkrankungen wie FSME und Influenza. Ein Treiber für neue Krankheiten, zum Beispiel für das durch Mücken übertragene West-Nil-Fieber oder Krim-Kongo-Fieber, sei der Klimawandel.
Gendermedizin im Wandel der Zeit
Die Psychiaterin und Obfrau-Stellvertreterin der Österreichischen Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin, Andjela Bäwert, informierte über den aktuellen Stand in der Gendermedizin. Sie erläuterte genderspezifische Aspekte wie Ernährung, Risikofreude, Belastungen und deren Einfluss auf die Gesundheit. Weiters skizzierte die Expertin Krankheiten, die als typisch männlich bzw. weiblich wahrgenommen werden, z. B. Herzinfarkt und Depression.
Zudem gab sie Einblicke in die Thematik Gender und Arzneimittelforschung: Die Arzneimittelforschung war lange Zeit nur auf die männliche Konstitution und die männlichen Bedürfnisse ausgerichtet. Frauen waren sehr lange von Phase 2 und Phase 3-Arzneimittelstudien ausgeschlossen und wurden als weibliche Variante des Mannes angesehen. Die Gründe hierfür liegen bei den höheren Kosten und Risiken durch physiologische Hormonschwankungen, die Möglichkeit eintretender Schwangerschaften und der fetalen Exposition sowie potenziell teratogenen Effekten.
Einen besonderen Schwerpunkt räumte Bäwert der Suchtproblematik und den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei stoffgebundenen Süchten (z.B. Alkoholkrankheit) und stoffungebundenen Süchten (z.B. Spielsucht) ein.
LARA Partnernetzwerk: Herzstück von UNIQA Telemedizin-Angebot
Über die verschiedenen telemedizinischen Services von UNIQA informierte Filip Kisiel von UNIQA HealthService. Sein Team baut seit rund zwei Jahren das LARA Partnernetzwerk auf, das österreichweit aktuell mehr als 200 Ärzte und 300 Ordinationen umfasst und das von rund 7.000 UNIQA Kunden regelmäßig genutzt wird. Mittels LARA sollen geplante Telekonsultationen im Rahmen eines Versicherungsprodukts angeboten werden. Dazu setzt man derzeit auf die Ordinationssoftware von LATIDO und unterstütze exklusiv für LARA Partner das „All-in-one-Cockpit“ auch finanziell.
Pandemie als Telemedizin-Treiber
Die Corona-Pandemie hätte in puncto Telemedizin als eine Art Beschleuniger gewirkt: Vieles könne nun rascher umgesetzt, Services beschleunigt auf den Markt gebracht werden. So hätten Kunden mit UNIQA Krankenversicherung, die das Zusatzpaket „Akut-Versorgt“ abgeschlossen haben, seit März 2020 die Möglichkeit zur Telemedizin.
Umfrage räumt Telemedizin wichtigen Platz in der Zukunft ein
Welch große Bedeutung die Teilnehmer den telemedizinischen Möglichkeiten zuschreiben, zeigte sich nicht zuletzt in den DFP-Evaluierungsbögen: 95 Prozent der Befragten sind sicher, dass Telemedizin in den nächsten fünf Jahren sehr wichtig bzw. wichtig sein werde. Die Teilnehmenden sind außerdem zu 100 Prozent davon überzeugt, dass Patienten Telemedizin zukünftig fordern werden – 45 Prozent glauben, dass dies sogar in hohem Maß der Fall sein wird.
Die Inhalte der Fortbildung sind auch auf www.medbee.org online abrufbar.