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Fit im Alter: So pflege ich mein Wohlergehen  

Wer rastet, der rostet, lautet eine alte Weisheit. Gerade im Alter darf rasten sein, sofern man danach wieder in die Gänge kommt. Möglichst lange kraftvoll und aktiv bleiben, das hat auch viel mit Übung und der eigenen Einstellung zu tun, die einen im Laufe des Lebens prägt.

Seniorin beim Nordic Walking

Es ist nie zu spät, mit Sport zu beginnen oder die Ernährung umzustellen. Schwierig wird es dann, wenn man sich schon immer am liebsten in der eigenen Komfortzone aufgehalten hat. Wer dagegen ein aktives, selbstbestimmtes und nicht zuletzt ein selbstbewusstes Leben geführt hat, bevor das Alter spürbar wird, der kann sich viele Beschwernisse erleichtern. 

Unliebsames anpacken

Genau hier setzt UNIQA VitalCoach Sabine Grundböck bei ihren Kundinnen und Kunden an: „Machen Sie beispielsweise Ihre Bankgeschäfte selbst, üben Sie am Computer, versuchen Sie, in der digitalen Welt ein Stückweit mitzuhalten, sodass Sie nur in Notfällen um Hilfe bitten müssen. Delegieren Sie das Autoservice nicht automatisch an den Partner. Kümmern Sie sich selbst darum. Je eher Sie damit beginnen, auch unliebsame, aber notwendige Dinge anzupacken, desto leichter werden Sie sich später tun, wenn vieles unliebsam wird.“

Gewohnheiten wieder aufnehmen

Ratsam ist es, immer dort anzusetzen, wo ein gewisses Interesse oder Naheverhältnis besteht. „Wenn Sie vielleicht in der Kindheit ein Instrument gespielt haben, dann könnten Sie das Spielen wieder aufnehmen“, nennt Grundböck ein Beispiel. Oder Reisen, das verschafft neue Eindrücke und gleichzeitig neue Kontakte. Mit den Enkelkindern zu basten ist kein lästiges Übel, sondern ein kreatives Gestalten, das geistig flexibel hält. Wenn das Gebrauchtwerden und damit die eigene Sinnhaftigkeit ins Wanken geraten, dann kann soziales Engagement den Selbstwert und die Sinnhaftigkeit des Lebens wieder heben.

Eine verbreitete Falle heißt Selbstmitleid, weiß die Expertin: „Ich sage immer, das Telefon funktioniert in beide Richtungen. Ich muss nicht warten, bis mich jemand anruft, ich kann auch selbst anrufen, vielleicht jemanden, von dem ich schon lange nichts gehört habe. Vielleicht braucht gerade diese Person mein Gespräch und freut sich von Herzen.“

Bei neuen Kundinnen und Kunden informiert sich die Trainerin immer erst über die Vorgeschichte: Welchen Job hatte jemand? War er sportlich, kulturell interessiert? Wie steht es um die allgemeine Gesundheit? Wie sehr oder wenig bereit ist er oder sie, Verhaltensmuster zu ändern? „Wenn ich nicht bereit bin, etwas zu verändern, darf ich mich nicht beklagen, wenn sich nichts verändert.“

Schnelle Verbesserungen erzielen

Frauen sind eher bereit zu Veränderungen als Männer, so Grundböcks Erfahrung. Zum Beispiel, anders zu kochen (und bereits anders einzukaufen) oder über das eigene Essverhalten Buch zu führen. Dabei lassen sich gerade über Bewegung schnelle Ergebnisse erzielen. „Beim Sporteln sinkt auch der Blutzucker. Für ältere Menschen bedeutet das oft, dass sie mit regelmäßiger Bewegung und geänderter Ernährung ihre Tablettendosierung vom Arzt neu einstellen lassen können.“ 

Während geübte Sportler auch im Alter an ihren Gewohnheiten festhalten können, schaffen Bewegungsmuffel den Einstieg besonders leicht übers Gehen, Schwimmen oder Sportarten, welche sie in der Vergangenheit auch ausgeübt haben. Der Parkspaziergang ist etwas für alle Sinne, wenn die Sonne wärmt und die Vögel singen. Bewegung im Wasser hat den großen Vorteil der Schwerelosigkeit. Wer gerne Rad gefahren ist, kann auch das aktivieren, hat nach längerer Pause aber vielleicht Schwierigkeiten mit dem Auf- und Absteigen. „E-Bikes sind wesentlich schwerer als normale Fahrräder und fordern ein anderes Fahrverhalten“, warnt VitalCoach Sabine Grundböck. Krafttraining empfiehlt sie übrigens bis ins hohe Alter: „Ein starker Rücken hat weniger Kreuzweh, ein gut ausbalancierter Körper hat weniger Schmerzen und dient als Sturzprophylaxe.“

Hilfe geben und annehmen

Auch die Angehörigen älter werdender Menschen müssen auf ihre Balance achten. Die Herausforderungen beginnen schon mit der Frage, wann Hilfe von außen nötig wird. Grundböck beobachtet, dass Haushaltshilfen oder Betreuungskräfte oft zu früh engagiert werden. Dann, wenn die Mutter noch gut vieles im Haushalt selbst machen könnte. Umgekehrt droht Überforderung, wenn zu spät auf professionelle Hilfe gesetzt wird. Da sind gemeinsame Gespräche sehr wichtig. Teilzeithilfe, Hilfe nur für bestimmte Tätigkeiten, so lange wie möglich einen selbstbestimmten Alltag fördern, sind ihre Empfehlungen. Grundböck: „Klassisches Beispiel Oberschenkelhalsbruch: Als pflegender Angehöriger sollte man sofort im Krankenhaus Infos über die Hilfe für zuhause einholen, ein höheres Bett organisieren, einen Rollator, REHA-Möglichkeiten, Pflege für zu Hause – für wie lange?“ Pflegende Angehörige haben oft ein sehr hohes Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl. Dabei brauchen sie auch während der Pflegezeit ihren Freiraum. Als pflegender Angehöriger tut es Not und ist oft für beide Seiten befreiend, wenn man sich auch seiner eigenen Grenzen und Bedürfnisse bewusst wird. Die täglichen kleinen Freiräume sind wichtig. Oder auch einmal in barrierefreier Umgebung gemeinsam Urlaub machen – das wäre eine Möglichkeit, das Wohlergehen zu fördern.   

Zur Person:
Sabine Grundböck ist unter anderem Ortho Bionomy Practitioner, Diplom Personal Wellness Trainerin, Wirbelsäulen Coach, Mentaltrainerin, Nordic Walking Guide, Osteoporose Übungsleiterin und MBT Instructor und UNIQA VitalCoach. Sie lebt und arbeitet in Lilienfeld, Niederösterreich.

Tipp!

Einsam im Alter? Im gemeinsam besser leben-Podcast haben wir mit Dr. Gerald Gatterer über Einsamkeit im Alter und ein genussorientiertes Leben gesprochen. Gleich reinhören!

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