Auch Väter machen doppelt

Wenn von Doppelbelastung die Rede ist, wird primär an Frauen gedacht in ihrer Rolle als Mutter und Berufstätige. Doch wie geht´s eigentlich den Vätern?

Vater mit 2 Kindern
© Adobe Stock | alfa27

Konrad Liebletsberger ist Familien-Berater bei Mikado in Oberösterreich. Er hat immer mehr Männer als Klienten, die sich in ihren Rollen als Ernährer, Familienvater, Partner und Liebhaber vielfach überbeansprucht fühlen. Im ländlichen Raum sei es etwas einfacher, da man hier als Vater noch vielfach die traditionell verankerte Rolle leben könne: „Der Mann, der sich weniger um die Familie kümmert und sich primär in seiner Rolle als Ernährer sieht, tut sich von der Belastung her leichter – es fehlt aber vielen Vätern das Eingebunden-Sein in die Familie und die Teilhabe an der Entwicklung der Kinder.“ Und was den Vätern abgeht, vermisst letztlich auch die nächste Generation, so der Experte: Buben fehle es dann am männlichen Modell, mit dem sie sich identifizieren können. Bei Mädchen in der Pubertät würde sich eine fehlende nahe Vaterfigur in Selbstwertproblemen äußern.

Väter wollen Verantwortung übernehmen 

Liebletsberger weiß, dass besonders die Generation der 30- bis 45-jährigen mehr Verantwortung übernehmen will, nicht nur für das nötige Einkommen zu sorgen, sondern auch viel Zeit mit der Familie zu verbringen. „Das kann enormen Druck erzeugen – auch durch die immer noch sehr tiefe Verankerung der traditionellen Rollenbilder im Mann, in denen Erfolg und Leistung eine wesentliche Rolle spielen. Viele Männer, aber auch Frauen, haben das Bild, dass der Mann immer der Fels in der Brandung sein sollte. Schwäche gibt es nicht und dürfe nicht sein.“  

Ist Hilfe holen „unmännlich“? 

Umso schwieriger wird es, wenn Männer in die Überbelastung schlittern. Vielen fällt es schwer, das einzugestehen – sei es sich selbst gegenüber oder auch gegenüber der Partnerin bzw. der Familie. „Sich Hilfe zu holen ist für viele unmännlich – und daher oft erst die letzte Option.“

Wichtig sei aber in jedem Fall: Auszeiten nehmen, den Druck verringern und mehr auf sich selbst achten. Es bräuchte oft auch Hilfe von außen, um die Perspektive wieder zurechtzurücken: „Ich muss und kann es nicht immer allen recht machen.“ Auch Partnerin und Familie können hier helfen, indem sie ein Klima schaffen, in dem auch der Mann schwach sein darf.   

Zur Person
Konrad Liebletsberger ist psychoanalytisch-pädagogischer Erziehungsberater, Sonder- und Heilpädagoge und Kinderbeistand vor Gericht. Er ist als Berater in der Mikado Beratungsstelle in Oberösterreich tätig.

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