Von Schlaf bis Bewegung: Warum Selbstfürsorge Frauen stärkt
Ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind keine „Luxusgüter“, sondern essenzielle Bausteine für ein gesundes Leben. Gerade Frauen stehen jedoch oft unter Druck, mehreren Rollen gleichzeitig auszufüllen: engagiert im Beruf, aktiv im Familienleben, aufmerksame Freundin und liebevolle Partner. Die eigenen Bedürfnisse bleiben dabei leicht auf der Strecke.
20.10.2025 · COPE · 4 Min. Lesezeit
Selbstfürsorge als Schlüssel zu langfristiger Gesundheit
Doch wer dauerhaft die Signale des Körpers ignoriert, riskiert Erschöpfung und auch gesundheitliche Folgen: „Viele Frauen kämpfen gegen ihren Körper, statt mit ihm zu arbeiten, dabei ist genau diese Zusammenarbeit der Schlüssel. Wer Schlaf, Bewegung und Pausen ernst nimmt, stabilisiert das System und bleibt konstant dran“, erklärt Mag. Karin Pauer, Ernährungswissenschaftlerin und Personaltrainerin.
Selbstfürsorge ist daher keineswegs mit Egoismus gleichzusetzen, sondern eine wichtige, bewusste Priorisierung. Es soll darum gehen, sich selbst denselben Stellenwert einzuräumen wie anderen. Studien zeigen, dass Frauen, die regelmäßig Schlaf, Bewegung und Entspannung in ihren Alltag integrieren, psychisch stabiler sind, seltener an Burnout erkranken und insgesamt mehr Lebensqualität erleben. „Der Gedanke ‚Ich habe keine Zeit für mich‘ ist oft eine Falle, denn ohne dich funktioniert dein System nicht langfristig“, so Pauer.
Der unterschätzte Wert von Schlaf und Erholung
Regeneration ist die Basis für körperliche und mentale Leistungsfähigkeit. Wer regelmäßig zu wenig schläft, schwächt das Immunsystem, erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verliert an Konzentrationsfähigkeit. Schlaf ist somit aktive Gesundheitsvorsorge. Pauer betont: „Tiefschlaf senkt Cortisol, verbessert die Insulinwirkung, unterstützt die Immunabwehr, sowie unsere Stimmung und mentale Klarheit. Das Resultat: weniger Heißhunger, mehr Ausgeglichenheit und Fokus.“ Pauer bestätigt diesen Zusammenhang auch in Bezug auf Bewegung.
Gut zu wissen
Der weibliche Körper durchläuft im Monat unterschiedliche hormonelle Phasen. Diese Phasen bestimmen unsere Leistungsfähigkeit, unser Energielevel, unsere Regenerationsfähigkeit und auch unsere Stimmung. Gerade deshalb sei es entscheidend, sich Pausen einzugestehen und den eigenen Körper nicht gegen seine Signale zu überlasten.
„Nachhaltige Leistungsfähigkeit entsteht im Wechselspiel von Anspannung und Entspannung. Ohne Pausen steigt Cortisol dauerhaft, der Schlaf leidet, die Motivation sinkt, der Stoffwechsel bremst.“, so Pauer.
Bewegung: Impuls für Körper und Seele
Sport und Bewegung sind wichtig, aber nicht nur für den Kalorienverbrauch. Bewegung wirkt antidepressiv, baut Stresshormone ab und fördert das Selbstwertgefühl. Immer mehr Frauen setzen auch dazu auf zyklusbewusstes Training.
Pauer sieht Bewegung als zentralen Resilienzfaktor: „Krafttraining baut und erhält die Muskulatur, dein größter Stoffwechselhebel und ein echtes ‚Longevity Organ‘. Ausdauertraining stärkt Herz und die Energieversorgung des Körpers, zudem beruhigt es den Kopf. Im Training lernst du Durchhalten, bewusste Atmung und fokussierte An- und Entspannung, das macht dich im Alltag widerstandsfähiger.“
Gut zu wissen
Die Anpassung des Trainings an den natürlichen Rhythmus des Zyklus sorgt nicht nur für bessere Trainingsergebnisse, sondern auch für ein stärkeres Körperbewusstsein.
„Der Zyklus ist ein innerer Kompass. Wer lernt, ihn zu lesen und das Leben danach auszurichten, gewinnt Energie, Klarheit und Selbstbestimmung“, erklärt Pauer.
Mit Körper und Zyklus arbeiten
Follikelphase & Eisprung – deine Power-Phase (ca. Tag 1–14) In der ersten Zyklushälfte steigen Östrogen und Energie. Rund um den Eisprung bist du mental klar, kommunikativ stark und risikofreudiger.
Nutze diese Phase für:
Wichtige Entscheidungen treffen: Du bist mutiger und klarer im Kopf
Training intensivieren: Dein Körper verträgt jetzt mehr Belastung (schwere Gewichte, intensive Intervalle).
Du fühlst dich selbstbewusster, nutze das.
Lutealphase – deine Rückzugs- & Regenerationsphase (ca. Tag 15–28)
Nach dem Eisprung sinkt Östrogen, Progesteron steigt. Dein Körper bereitet sich auf Regeneration vor – das ist nicht „schwach“, sondern biologisch sinnvoll.
Passe dich an, statt dagegen anzukämpfen:
Akzeptiere weniger Leistungsfähigkeit, das ist normal und okay.
Training anpassen: Reduziere Intensität, setze auf moderate Bewegung, Yoga, Spaziergänge. Dein Körper braucht jetzt keine neuen Rekorde, sondern Erhaltung und Regeneration.
Nährstoffreiche Ernährung priorisieren: Magnesium, B-Vitamine, komplexe Kohlenhydrate, gesunde Fette, Omega 3 Fettsäuren, dein Körper braucht jetzt mehr Unterstützung.
Schlaf wird noch wichtiger: In dieser Phase leidet der Schlaf oft, umso entscheidender, ihn zu priorisieren (früher ins Bett, Schlafhygiene, Wärme, Entspannungsrituale).
Wenn soziale Kontakte zur Medizin werden
Selbstfürsorge umfasst allerdings noch mehr als Schlaf, Ernährung und Bewegung. Ein oft übersehener, aber entscheidender Faktor ist die Pflege sozialer Beziehungen. Viele Frauen, die ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, geraten unbewusst in Isolation, und das mit Folgen.
Soziale Kontakte wirken wie Medizin: Gespräche mit Freundinnen, gemeinsames Lachen oder einfach das Gefühl, verstanden zu werden, stärken die psychische Widerstandskraft nachweislich. Studien zeigen, dass Frauen besonders von unterstützenden Freundschaften profitieren. Sie gewinnen durch enge Beziehungen an emotionaler Stabilität, Stressresistenz und Lebenszufriedenheit.
Selbstpriorisierung als Schlüssel
Frauen, die lernen, ihre eigenen Bedürfnisse nicht länger hintenanzustellen, gewinnen an Energie, Gelassenheit und Lebensfreude. Denn manchmal besteht Selbstfürsorge nicht im Tun, sondern im Lassen. Darin, sich zu erlauben, etwas nicht zu schaffen oder Unterstützung anzunehmen, ohne sich dafür zu rechtfertigen oder schuldig zu fühlen. Pausen und Hilfsbereitschaft sind keine Schwäche, sondern Ausdruck von Selbstachtung, Stärke und vor allem Menschlichkeit.
Pauer bringt es auf den Punkt: „Wenn eine Frau beginnt, ihre eigenen Bedürfnisse gleichwertig mit den Erwartungen anderer zu behandeln, passiert etwas Grundlegendes: Sie findet zu sich selbst zurück. Das verändert nicht nur sie, sondern auch ihr gesamtes Umfeld. Selbstpriorisierung ist ein Akt der Reife und Verantwortung. Du wirst nicht weniger für andere da sein, sondern anders: präsenter, authentischer, nachhaltiger.“
Wer seine eigenen Bedürfnisse ernst nimmt, sendet ein starkes Signal – an die eigene Gesundheit und an das Umfeld. Denn Selbstliebe und Selbstpriorisierung sind das Fundament innerer Stärke und Zufriedenheit.
Mag. Karin Pauer ist Ernährungswissenschaftlerin und UNIQA VitalCoach. Sie begleitet Menschen aller Altersgruppen zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden. Seit 2012 leitet sie das Studio U-fit in Wien und engagiert sich in Vorträgen, Workshops und Coaching.
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