Länger und besser leben: Männergesundheit
im Fokus 

Statistisch gesehen haben Männer eine kürzere Lebenserwartung als Frauen. Obwohl die Gründe dafür vielfältig sind, gibt es einige deutliche Schwachstellen des „starken Geschlechts“, welche die Lebensqualität stark verringern und die Lebenszeit verkürzen.

Junger Mann beim Arztgespräch

Männer haben ein weniger ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein, sie sprechen seltener über ihre Gefühle und sind risikobereiter. Im Gesamtbild erklärt das, warum etwa Prostata- und Hodenkrebs trotz guter Heilungschancen oft zu spät entdeckt werden oder seelische Erkrankungen wie Depression und Sucht oft unbehandelt bleiben. Trotz vieler Initiativen von Gesundheitsexpertinnen und – experten ist das Verständnis für gesunde, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und die Vermeidung von Übergewicht bei Burschen und Männern weniger stark ausgeprägt und Präventionsangebote erreichen diese Zielgruppe tendenziell weniger gut.

Darüber hinaus legen Männer insgesamt ein ausgeprägteres Risikoverhalten an den Tag, sie nehmen psychische Probleme und Suchterkrankungen vergleichsweise eher auf die leichte Schulter, neigen dazu, sich in der Arbeitswelt zu überlasten, Symptome für chronischen Stress und Burnout zu ignorieren und sie gehen seltener zu ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. Ihr Risikoverhalten ist auch Grund dafür, dass gerade bei jungen Männern Unfälle eine wichtige Ursache für (schwere) gesundheitliche Folgen und Todesfälle sind.
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, aber auch mehr Bewusstsein für Gesundheitsprävention können die Lebensqualität und Lebensdauer von Männern weiter erhöhen. Dazu gehört ein gesunder Lebensstil, der das Risiko für viele Erkrankungen positiv beeinflussen kann.

Gesunde Prostata und gesunde Hoden

Wer an Männergesundheit denkt, denkt höchstwahrscheinlich zuerst an Prostata- und Hodenkrebs, die zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Männern zählen. Und obwohl diese Karzinome in der gleichen Körperregion auftreten, wo Hoden und Prostata wichtige Funktionen für die Fortpflanzung erfüllen, haben sie nur wenig gemeinsam.

Hodenkrebs: trifft eher jüngere Männer

Hodenkrebs tritt überwiegend schon bei jungen und jüngeren Männern auf, endet allerdings seltener tödlich, weil er selbst im fortgeschritteneren Stadium oft noch gut therapiert werden kann. Doch je früher ein Tumor im Hoden entdeckt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Bemerkbar macht sich Hodenkrebs meist durch Veränderungen im Hoden wie Verhärtungen, Knoten, Schwellungen, Größenveränderung, einem Spannungsgefühl oder Empfindlichkeit bei Berührung. Auch wenn keine Schmerzen auftreten, sollten Betroffene im Verdachtsfall sofort einen Arzt/eine Ärztin ihres Vertrauens aufsuchen. Das Abtasten der Hoden sollten Männer einmal im Monat selbst durchführen, darüber hinaus empfiehlt sich einmal jährlich der Besuch beim Urologen.

Prostatakrebs: trifft eher Männer in der zweiten Lebenshälfte

Mit rund 5.000 Neudiagnosen jährlich ist Prostatakrebs in Österreich die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Männern. Ein Prostatakarzinom tritt hauptsächlich in der zweiten Lebenshälfte, also ab dem 45. bis 50. Lebensjahr auf. Im Laufe des Lebens wächst die unterhalb der Harnblase liegende Prostata und kann Probleme bereiten, auch ohne dass ein Karzinom dahinter steckt. Doch bei Beschwerden wie etwa verstärktem Harndrang, Brennen beim Urinieren, Blut in Urin oder Sperma oder einer erektilen Dysfunktion ist immer der Besuch beim Arzt/bei der Ärztin anzuraten, um die Ursache abzuklären.

Regelmäßige Prostata-Untersuchung ab 45 Jahren

In den meisten Fällen äußert sich Prostatakrebs allerdings erst relativ spät durch spezifische Krankheitssymptome. Ähnlich wie beim Brustkrebs sollte ein Karzinom aber so frühzeitig wie möglich entdeckt werden, ohne dass sich bereits Metastasen gebildet haben. Bei Diagnose in einem möglichst frühen Krankheitsstadium sind die Heilungschancen meist sehr gut. Laut Österreichischer Krebshilfe liegt das kumulierte relative Überleben bei Prostata- und Hodenkrebs drei Jahre nach der Diagnosestellung bei 90,6 bis 96,6 Prozent. Umso wichtiger sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, damit ein Karzinom frühzeitig erkannt wird. Die erste Prostata-Früherkennungsuntersuchung wird Männern bereits im 45. Lebensjahr und danach in regelmäßigen Abständen (abhängig vom PSA-Wert alle ein bis vier Jahre) empfohlen. Wer zusätzlich zum Risikofaktor Alter etwa familiär vorbelastet ist, sollte die Untersuchung bereits ab 40 Jahren durchführen lassen.

Empfohlen werden zur Prostata-Früherkennung:

  • Tastuntersuchung der Prostata: Dabei tastet der Arzt/die Ärztin die Prostata vom Mastdarm aus ab, die Untersuchung ist schmerzfrei.
  • Blutuntersuchung zur Bestimmung des PSA-Wertes: PSA ist ein Eiweiß, das von Prostatazellen gebildet wird; der Wert kann beim Vorliegen von Krebszellen, aber auch aus anderen Gründen erhöht sein, weshalb weitere Untersuchungen immer sinnvoll sind. Männer über 70 Jahren sollten ärztlich abklären, ob und in welchen Abständen sie von einer Bestimmung des PSA-Wertes profitieren.
  • Nieren- und Unterbauch-Ultraschall, um die Größe der Prostata und die Entleerungsfähigkeit der Blase festzustellen, Harnuntersuchung.


Therapiemöglichkeiten bei Prostata- und Hodenkrebs

Wird Prostatakrebs festgestellt, kommen abhängig von Stadium und Größe des Karzinoms mehrere Therapien wie Operation, Strahlen-, Hormon-, Chemo- und Immuntherapie in Frage. Meist handelt es sich um eine Kombination aus mehreren. Was individuell den größten Erfolg bringt, hängt von vielen Faktoren ab und ist fachärztlich abzuklären. Bei Hodenkrebs wird als primäre Therapie in den meisten Fällen der befallene Hoden operativ entfernt. Abhängig von Histologie und Stadium können zusätzliche Therapien eingesetzt werden. In bestimmten Fällen kann bei einem wenig aggressiven Prostatakrebs auch unter engmaschiger Beobachtung abgewartet werden (Active Surveillance), aber nur nach fachärztlicher Empfehlung. Mehr Informationen zu Prostata- und Hodenkrebs finden Sie unter www.gesundheit.gv.at bzw. www.krebshilfe.net.

Problemfeld Männerseele: Depression und Co

Immer noch weitgehend ein Tabuthema ist das Thema psychische Erkrankungen. Das betrifft freilich nicht nur Männer, macht sich hier aber umso mehr bemerkbar. Zum Beispiel lebten im Vorjahr insgesamt 730.000 Menschen in Österreich mit der Diagnose Depression, aber nur 264.000 von ihnen waren Männer. Damit sind Frauen etwa doppelt so häufig von Depression betroffen. Allerdings dürfte der Anteil der Männer, die an dieser Erkrankung leiden, die Zahl der offiziellen Diagnosen weit übersteigen. Sie bleibt tendenziell eher unerkannt und damit auch unbehandelt.

Male Depression

Gründe dafür, dass eine männliche Depression oft nicht gar nicht erst diagnostiziert wird, sind zum Beispiel, dass sich diese anders zeigt beziehungsweise Symptome weniger sichtbar sind. Dazu kommt, dass Männer eher davor zurückschrecken, professionelle Hilfe zu suchen, es Gender-Unterschiede bei Auslösern für Depression gibt und Hormone eine Rolle spielen könnten. Vieles ist aber noch nicht ausreichend erforscht. In Fachkreisen spricht man auch von „Male Depression“. Zudem gehen Männer anders mit Stress und Problemen um und sie greifen vermehrt zu Bewältigungsstrategien, die erst recht in einen Teufelskreis führen. Dazu gehören unter anderem das bereits erwähnte risikoreiche Verhalten, sozialer Rückzug, aber auch das Thema Sucht. Zeigen sich erste Anzeichen für eine Depression, wird das allzu oft als Schwäche empfunden – von Betroffenen selbst und von anderen. Die Folge ist, dass die Krankheit nicht therapiert wird und sich weiter verschlimmert. Dabei sind die Aussichten für eine erfolgreiche Behandlung allem voran durch Psychotherapie und Medikamente umso besser, je früher damit begonnen wird. In vielen Fällen kann die Erkrankung gestoppt oder es können zumindest die Symptome gemildert werden.

Ursachen und Anzeichen für eine Depression

Eine Depression kann jeden Menschen im Laufe seines Lebens treffen und es können vielfältige, immer auch mehrere Ursachen dahinterstecken. Die häufigsten Faktoren sind eine erbliche Vorbelastung, Stoffwechsel- und Funktionsstörungen im Gehirn sowie psychosoziale Faktoren. Erste Anzeichen wie zum Beispiel ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Lustlosigkeit, Reizbarkeit, Angst, unspezifische körperliche Beschwerden, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder auch nachlassendes Interesse an intimer Nähe können, aber müssen nicht auf eine mögliche Depression hindeuten. Umso rascher sollten diese ärztlich abgeklärt werden. 

Als Hauptsymptome für eine Depression gelten

  • Gedrückte, depressive Stimmung
  • Interessenverlust, Freudlosigkeit
  • Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit

Zwar ist Trauer an sich kein Symptom für eine Depression, jedoch kann Trauer etwa um einen geliebten Menschen sehr wohl einer der zahlreichen Auslöser sein. Ebenso wie zum Beispiel andere Verlusterlebnisse, andauernde Hilflosigkeit, Kränkung, Enttäuschung und vieles mehr.

Depression behandeln, Suizidprävention ernst nehmen

Wird eine Depression nicht therapiert und verschlimmert sich die Erkrankung immer weiter, kann diese mitunter sogar tödlich enden. In Österreich sterben laut Suizid- und Suizidpräventionsbericht des Gesundheitsministeriums jährlich etwa dreimal so viele Menschen durch Suizid wie im Straßenverkehr (alleine 2019 starben 1.113 Personen durch Suizid). Mehr als drei Viertel der Suizide begehen Männer, wobei die Wahrscheinlichkeit mit dem Lebensalter sogar zunimmt.

Wichtige Notfallnummern für den Fall, dass die Seele brennt

  • Telefonseelsorge: Tel. 142 (Notruf), täglich 0-24 Uhr, Telefon-, Email- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten
  • Männernotruf: Tel. 0800 246 247, österreichweit rund um die Uhr erreichbar, erste Ansprechstelle für Männer in Krisen- und Gewaltsituationen
  • Männerinfo: Tel. 0800 400 777, telefonische Krisenberatung österreichweit rund um die Uhr, zusätzlich Möglichkeiten für vertrauliche Beratungsgespräche im Chat
  • In akuten Notfallsituationen bei Selbst- und Fremdgefährdung scheuen Sie sich nicht davor, sofort die Polizei unter Tel. 133 oder die Rettung unter Tel. 144 zu verständigen.

Männliches Suchtverhalten

Nicht zwangsläufig muss eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung mit einer Suchterkrankung einhergehen, aber oft treten diese gemeinsam auf. Tatsächlich gilt Sucht sogar als die häufigste psychische Erkrankung. Besonders bei der Abhängigkeit von Suchtmitteln wie Alkohol, Nikotin und illegalen Drogen sind Männer deutlich öfter betroffen als Frauen.

Gründe für Abhängigkeiten

Die Gründe für ein erhöhtes männliches Suchtpotenzial sind vielfältig. In der Suchtforschung spielen biologische, psychische und soziale Einflüsse gleichermaßen eine Rolle, was für die erfolgreiche Behandlung und Prävention wesentlich ist. Nicht außer Acht zu lassen ist auch die Tatsache, dass Männer tendenziell zu impulsiverem Verhalten bzw. einer weniger ausgeprägten Selbstkontrolle neigen als Frauen. Auch bei der Wahl der Suchtmittel sind Unterschiede zwischen den Geschlechtern festzustellen. Dazu kommt gerade bei Alkohol eine gesellschaftliche Akzeptanz. Alkoholmissbrauch und die Folgeerkrankungen daraus führen bei Männern aber sogar überdurchschnittlich oft zum Tod.

Eine Sucht erkennen – und handeln

Wer an sich selbst oder an Menschen im Umfeld ein mögliches Abhängigkeitsproblem zu erkennen meint, sollte in jedem Fall professionelle Unterstützung suchen. Angebote für Betroffene und Angehörige gibt es viele und besser schaut man einmal zu oft hin als einmal zu selten.

Wichtige Beratungsstellen und mehr Informationen zu Abhängigkeit und Sucht finden Sie hier.

Movember: Schnurrbart tragen und darüber reden

Ein klares Zeichen für mehr Männergesundheit setzt der „Movember“, der in vielen Teilen der Welt längst in aller Munde ist. Oder besser auf aller Munde, denn als Symbol dient der Schnurrbart, den sich viele Männer jedes Jahr im November wachsen lassen. Die Wortkreation aus „moustache“ („Schnurrbart“) und „November“ entstand Anfang der 2000er-Jahre in Australien mit dem Ziel, Spenden für die Erforschung und Prävention typischer Männergesundheitsprobleme zu sammeln und für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Standen zu Beginn noch hauptsächlich Prostata- und Hodenkrebs im Fokus, kamen mit den Jahren auch seelische Erkrankungen dazu. Denn eines ist allen gemein: Um sie weiter einzudämmen, braucht es in erster Linie mehr Geld und mehr Bewusstsein in der männlichen Bevölkerung.



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