Medikamente bei COVID-19: Welche gibt es und was bringen sie?

In Europa sind inzwischen gleich mehrere Medikamente im Einsatz, die bei einer SARS-CoV-2-Infektion einen schweren Verlauf verhindern sollen. Sie können freilich weder die Schutzimpfung noch das Tragen einer gut sitzenden FFP2-Maske vor allem in Innenräumen sowie Abstandhalten ersetzen. Denn der beste Schutz vor etwaigen schweren Langzeitfolgen bleibt weiterhin, eine Ansteckung möglichst zu vermeiden bzw. über einen guten Impfschutz zu verfügen.

Ältere Frau nimmt Tablette ein.

Wer in Österreich mit SARS-CoV-2 infiziert ist, kann derzeit vor allem zwischen zwei Medikamenten wählen. Beide Präparate sollen den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung mildern und somit vor schweren Verläufen mit Krankenhausaufenthalten oder gar lebensbedrohenden Folgen schützen. Die Medikamente sind daher eine gute Option vor allem für Menschen mit erhöhtem oder hohem Risiko. Gleichzeitig kommen sie auch bei stationären Patient:innen im Krankenhaus als wichtige Behandlungsmaßnahme zum Einsatz. Wegen der doch häufigen und schweren Nebenwirkungen wird eine prophylaktische Anwendung bei sonst gesunden, jüngeren Patient:innen nicht empfohlen.

Paxlovid (Wirkstoffe: (PF-07321332/Nirmatrelvir und Ritonavir)

150 mg/100 mg Filmtabletten
Status: bereits zugelassen
Produktinformation (in deutscher Sprache)  

Lagevrio (Wirkstoff: Molnupiravir)

Lagevrio 200 mg Kapseln zum Einnehmen
Status: noch im Zulassungsverfahren, aber für den Einsatz genehmigt
Produktinformation (in englischer Sprache)

Dazu kommt die Möglichkeit einer einzelnen Infusion zum Beispiel mit 500 mg Xevudy (Wirkstoff: Sotrovimab). Dieses Medikament wird noch streng überwacht, ist aber für den europäischen Markt bereits autorisiert. In der Bundeshauptstadt startete bereits im Jänner ein entsprechendes Pilotprojekt gemeinsam mit dem Klinikum Favoriten.
Produktinformation (in englischer Sprache) 

Nicht jedes Medikament ist auch für jeden geeignet

Die beiden Medikamente Paxlovid und Lagevrio sind in Tabletten- beziehungsweise Kapselform erhältlich und können beide zur antiviralen Therapie in der Frühphase einer SARS-CoV-2-Infektion eingesetzt werden. Ziel ist es, auf diese Weise die Viruslast zu reduzieren, gleichzeitig sollen auch die Symptome gelindert werden. Allerdings sind die Nebenwirkungen sowie auch etwaige Wechselwirkungen mit anderen Präparaten nicht zu unterschätzen, weshalb eine umfassende Beratung durch Arzt oder Ärztin notwendig ist.
Einen praktischen Vorschlag für den Entscheidungsprozess bei der Auswahl der antiviralen Therapie hat die Fachgruppe COVRIIN beim deutschen Robert-Koch-Institut zur Verfügung gestellt.

Grundsätzlich wird empfohlen, die antiviralen Medikamente bei Patient:innen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf (bei asymptomatischen Patient:innen mit milder COVID-19) zu verabreichen. Risikofaktoren sind zum Beispiel: fortgeschrittenes Alter, Bluthochdruck, Herzschwäche, Zustand nach Schlaganfall, aktive Krebserkrankung, Autoimmunerkrankung, Immundefekt, Diabetes mellitus, starkes Übergewicht, Demenz, psychiatrische Erkrankungen wie schwere Depression oder Schizophrenie und viele mehr.

So kommt man zu den antiviralen Medikamenten

Die wichtigste Voraussetzung für den Zugang zu den Präparaten ist natürlich, dass man mittels PCR-Test positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Der Test soll keinesfalls älter als fünf Tage sein, denn bei antiviralen Medikamenten wie Paxlovid und Lagevrio ist es äußerst wichtig, mit der Einnahme möglichst früh nach der Infektion zu beginnen. Idealerweise sogar schon, bevor Symptome auftreten oder bei noch leichten Symptomen.
In den meisten Fällen verschreibt der:die behandelnde Arzt:Ärztin das Medikament nach entsprechender Beratung. Unter Umständen kann das auch über die zuständige Behörde beziehungsweise über die Gesundheitshotline 1450 passieren, allerdings ist das von Bundesland zu Bundesland anders geregelt.

Wurde eines der Präparate verschrieben und erstanden, müssen auch Dosierung und Einnahme korrekt eingehalten werden. Insbesondere beim hierzulande derzeit bekanntesten Medikament Paxlovid herrscht oft immer noch Unsicherheit, weil dieses aus zwei Wirkstoffen besteht und jeweils drei Tabletten einzunehmen sind. Die empfohlene Dosierung beträgt nämlich 300 mg PF-07321332 (zwei 150 mg Tabletten, das sind die pinkfarbenen Filmtabletten) und 100 mg Ritonavir (das ist die weiße Filmtablette) zur gleichzeitigen Einnahme alle 12 Stunden über einen Zeitraum von fünf Tagen.

Wirkstoffe für unterschiedlichste Krankheitsstadien

Während im Fokus dieses Artikels vor allem die antiviralen Medikamente stehen, die in der Frühphase die Virenlast eindämmen sollen, gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Präparate für unterschiedlichste Krankheitsstadien. Das sind zum Beispiel Herz-Kreislauf-Medikamente, um die Auswirkungen einer COVID-19-Erkrankung auf Blutgefäße, Herz und andere Organe möglichst gering zu halten. Andere Wirkstoffe sollen die Lungenfunktion so gut wie möglich schützen. Sogenannte Dämpfende Immunmodulatoren wiederum können zum Einsatz kommen, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist.

Einen guten Überblick über unterschiedlichste Möglichkeiten der medikamentösen Therapie rund um COVID-19 bietet der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. . Einen Überblick über alle in der EU bereits zugelassenen COVID-19-Medikamente sowie laufende Zulassungsverfahren finden Interessierte auf der Website der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA).

GECKO empfiehlt raschere Verfügbarkeit von antiviralen Medikamenten

Während das Verschreiben von antiviralen Medikamenten bei einer SARS-CoV-2-Infektion mancherorts noch eher schleppend verläuft und einige immer wieder darauf hinweisen, dass diese nur bei Menschen mit speziellem Risiko und ohne ausreichenden Impfschutz angewendet werden sollen, wünschen sich andere eine bessere und raschere Verfügbarkeit. Die Expert:innen der GECKO-Kommission wiesen Ende Juni explizit darauf hin, dass die antiviralen Medikamente neben der Impfung das derzeit beste Mittel seien, um Risiko- und Hochrisikopersonen vor einem schweren Verlauf zu schützen. GECKO empfiehlt daher „eine Vereinfachung der flächendeckenden Ausrollung und Vereinfachung der Ausgabe durch E-Rezept und Bereitstellung sowie direkte Ausgabe bei den Hausärzt:innen“. Auch eine Ausgabe in Apotheken und Betreuungseinrichtungen könne man sich vorstellen. Und Menschen mit besonderem Risiko sollten möglichst im Vorfeld ärztlich über die Optionen aufgeklärt werden und über mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten Bescheid wissen. Denn ist eine Infektion passiert, dann muss alles sehr schnell gehen, damit die medikamentöse Therapie auch wirkt.

Die Forschung macht ständig Fortschritte

Hoffnungen machen laufende Neuentwicklungen beziehungsweise Fortschritte bei Medikamenten, aktuell zum Beispiel das sogenannte ACE2-Aerosol, maßgeblich mitentwickelt vom österreichischen Biotechnologen Josef Penninger. Das Medikament basiert auf rekombinant hergestelltem ACE2 und soll mit einem Enzym zum Inhalieren schwerste Krankheitsverläufe verhindern. Kürzlich wurden Daten aus Tierversuchen veröffentlicht, eine erste klinische Studie an gesunden Probanden läuft.

Quellen:

Produktinformation Paxlovid (PF-07321332, Ritonavir)
https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/paxlovid-epar-product-information_de.pdf
Zugriff am 14.7.2022

Produktinformation Lagevrio (Molnupiravir)
https://www.ema.europa.eu/en/documents/referral/lagevrio-also-known-molnupiravir-mk-4482-covid-19-article-53-procedure-conditions-use-conditions_en.pdf
Zugriff am 14.7.2022

Produktinformation Xevudy (Sotrovimab)
https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/xevudy-epar-product-information_en.pdf
Zugriff am 14.7.2022

Fachgruppe COVRIIN beim deutschen Robert-Koch-Institut (RKI)
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/COVRIIN_Dok/Antivirale_Therapie_Fruehphase.pdf?__blob=publicationFile
Zugriff am 14.7.2022

Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V.
https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/therapeutische-medikamente-gegen-die-coronavirusinfektion-covid-19 
Zugriff am 14.7.2022

Empfehlungen GECKO
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/dam/jcr:c76f77e4-d399-44a6-bf62-09fd9d5ff3ab/20220627_gecko.pdf&usg=AOvVaw16lODdYT7oCi20rlbcmzYe 
Zugriff am 14.7.2022

Fortschritte beim Medikament ACE2-Aerosol
https://www.medinlive.at/index.php/wissenschaft/ace2-aerosol-als-moegliches-medikament
Zugriff am 14.7.2022

Europäische Arzneimittelagentur (EMA)
https://www.ema.europa.eu/en/human-regulatory/overview/public-health-threats/coronavirus-disease-covid-19/treatments-vaccines/covid-19-treatments
Zugriff am 14.7.2022





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