Fleischgenuss: Der Kampf auf dem Teller

Kein Lebensmittel erhitzt so sehr die Gemüter wie Fleisch. Es scheint, dass jeder eine eigene Meinung zu Schnitzel , Steak und Co. hat und diese häufig mit Zähnen und Klauen verteidigt – um metaphorisch beim Thema zu bleiben. Wir haben zwei Anthropologinnen, einen UNIQA VitalCoach und eine Umweltschützerin gefragt, ob Fleischkonsum noch sinnvoll ist.

Freunde beim Grillen
© Adobe Stock | Adam Gregor

Prof. Dr. Sabine Eggers und Dr. Margit Berner, Anthropologinnen des Naturhistorischen Museums Wien:

Untersucht man prähistorische Skelette und analysiert die Zähne, lässt sich feststellen, dass der Mensch seit sicher mehr als 200.000 Jahren ein Omnivore, das heißt Allesesser, war. Zusammen mit der Entwicklung von Werkzeug- und Jagdtechniken sowie Zubereitungsweisen der Nahrung und differenzierten sozialen Strukturen hat ihm das viele Vorteile gebracht. So konnte er zum Beispiel von Afrika aus die anderen Kontinente besiedeln, weil er das Nahrungsangebot anderer klimatischer Zonen nutzen konnte.

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Die Nahrung des Homo sapiens bestand sowohl aus pflanzlicher Kost, d.h. Nüssen, Wurzeln, Früchten – denn Getreide und Ackerbau kennen wir erst seit ca. 10.000 Jahren – als auch tierischem Eiweiß in Form von Fleisch, Fisch, Eiern, Milch, Insekten und anderen Tieren.

Geringeres Gehirnwachstum und soziale Fähigkeiten

Ohne die Protein- und Fettzufuhr wäre es nicht möglich gewesen, dass sich unser Gehirn so entwickeln konnte. Studien zeigen, dass auch heute noch Menschen, die an Unterernährung und Unterversorgung mit tierischem Protein leiden, ein geringeres Gehirnwachstum und auch beeinträchtigte soziale Fähigkeiten besitzen können.

Dazu kommt, dass tierische Proteine alle für den Menschen essentielle Aminosäuren beinhalten, während man bei pflanzlicher Nahrung genau kombinieren muss, um eine optimale Versorgung mit Aminosäuren zu gewährleisten. Eine Ernährung mit tierischem Eiweiß ist zumeist einfacher und zielführender, vor allem bei Kindern.

Fazit

Fleischkonsum hat dem Menschen in der Evolution zahlreiche Vorteile gebracht und die Versorgung mit Proteinen ist durch Fleischnahrung besser zu bewerkstelligen.


Daniel Runge, MAS, UNIQA VitalCoach:

Man sollte Fleisch nicht vom Teller verbannen, denn es ist ein wichtiger Eiweißlieferant, vor allem für Sportler und Heranwachsende, und eine wichtige Eisenquelle für Frauen. So wie bei den meisten anderen Dingen gilt: Qualität, Menge und Zubereitungsart  entscheiden darüber, ob etwas gesund oder ungesund ist. „Billigfleisch“ von Tieren aus Massentierhaltung und mit tausenden Kilometern Transportweg kann nicht hochwertig sein.

Ebenso ungesund ist es, täglich Fleisch zu essen. In früheren Zeiten gab es nur den „Sonntagsbraten“, während unter der Woche maximal Wurst gegessen wurde. Täglicher Fleischkonsum ist eine Folge der Wohlstandsgesellschaft und zeigt auch den Anstieg von Wohlstandskrankheiten wie etwa Gicht oder Adipositas.

Ob Fleisch gesund oder ungesund ist, entscheidet auch die Zubereitungsart. Gebackenes hat viel mehr Kalorien als zum Beispiel Kurzgebratenes, auch das macht den Unterschied.

Fazit

Nichts spricht gegen Fleischkonsum – in Maßen und auf die richtige Weise genossen.


Helene Glatter-Götz, Msc., Ökologin beim WWF:

Die globale Fleischproduktion hat sich in den letzten 50 Jahren verdreifacht. Das hatte verheerende Folgen für Klima und Umwelt. Denn die fünf größten Fleisch- und Molkereikonzerne sind für mehr Treibhausgasemissionen verantwortlich als die großen Ölkonzerne. Gleichzeitig werden Regenwälder und Savannen zerstört, um Platz für den Anbau von Futtermitteln zu schaffen. Die industrielle Massentierhaltung verschlingt immer mehr Ressourcen und das immer schneller. Daher ist es ebenso aus ökologischen wie aus sozialen Gründen höchste Zeit, unseren Fleischkonsum zu verändern.

Gut zu wissen

In Österreich werden pro Kopf und Jahr 65 Kilo Fleisch verzehrt. 

Dass die Österreicher komplett auf Fleisch verzichten, ist so schnell nicht zu erreichen. Aber die Menge muss auf ein gesundes und umweltverträgliches Maß reduziert werden. Die Devise lautet daher: weniger, und dafür besseres Fleisch! Biologisch produziertes Fleisch etwa hat weitaus geringere Umweltauswirkungen.

Fazit

Auch wenn Fleisch nicht gänzlich von unseren Tellern verschwindet – wir müssen umlenken zu weniger und dafür besserem Fleisch.

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